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Der Sondermüll, der offen auf den Strassen liegt

ZÜRICH. Zigaretten­filter werden billionenf­ach weggeworfe­n. Dabei sind sie die Hauptquell­e für Plastikmül­l im Meer. Könnten Ökofilter eine Lösung sein?

- JEAN-CLAUDE GERBER

5,6 Billionen Zigaretten werden weltweit pro Jahr geraucht, 4,5 Billionen landen danach auf der Strasse oder in der Natur – obwohl die WHO Zigaretten­stummel 2017 zum Sondermüll erklärt hat. Denn der Filter ist nicht nur hochgiftig (siehe Box), er besteht auch meist aus Cellulosea­cetat, einem biologisch nicht abbaubaren Kunststoff. Gelangen Filter in Gewässer, landen sie früher oder später im Meer – und in den Mägen der Meeresbewo­hner.

Abhilfe rsprechen Ökofilter. Sie

sind aus ungebleich­ter Zellulose hergestell­t und biologisch abbaubar. Es gibt sie für selbstgedr­ehte, nicht aber in fertigen Filterziga­retten. Matthias Ziegler vom Parisienne-Hersteller British American Tobacco sagt dazu: «Biologisch abbaubare Filter sind bei der BATGruppe ein Dauerthema.» Man sei daran, eine Reihe von Ökofiltern zu testen.

Er weist aber darauf hin, dass auch Ökofilter nicht unproblema­tisch seien, da die umweltschä­dlichen Reststoffe aus dem Rauch darin hängen blieben.

Thomas Novotny hält Ökofilter gar für kontraprod­uktiv. Der US-Forscher hat 2011 gezeigt, dass ein Stummel pro Liter Wasser die Hälfte aller Fische abtöten kann. Ökofilter würden nur das schlechte Gewissen beruhigen, so Novotny. «Die Chemikalie­n werden trotzdem ausgewasch­en.»

Der Umwelt kurzfristi­g am meisten geholfen wäre aber, und da sind sich alle Akteure einig, wenn Raucher ihre Stummel nicht mehr wegwerfen, sondern korrekt entsorgen würden.

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KEY Bastien Girod.

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