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Darum verzeihen CVP-Wähler dem Fremdgeher Beat Villiger

BERN. Beat Villiger (CVP) beichtet eine Affäre und eine uneheliche Tochter, die Zuger wählen ihn trotzdem. Das sind die Gründe.

- PASCAL MICHEL

Nach Christophe Darbellay gesteht ein weiterer CVP-Politiker eine Affäre sowie ein uneheliche­s Kind ein. Hat die Partei ein Problem mit ihren moralische­n Grundsätze­n?

Nein, das sind zufällige Häufungen. Solche Fälle wären in jeder anderen Partei auch möglich. Es ist ein Reflex der Öffentlich­keit, bei einer Partei, die das Wort «christlich» im Namen führt, ihr Heuchelei zu unterstell­en.

Trotzdem wurde Villiger problemlos wiedergewä­hlt. Ist den Wählern die Doppelmora­l egal?

Der Fall Darbellay hat gezeigt, dass sogar im erzkatholi­schen Wallis eine Wahl in den Regie- rungsrat trotz Affäre und uneheliche­m Kind möglich ist. Im weitgehend urbanen Kanton Zug kommen die Wähler zum Schluss: «Auch Politiker sind nur Menschen.» Zudem wird der politische Leistungsa­usweis offenbar höher gewichtet als die Affäre.

Was bedeutet der Fall auf nationaler Ebene für die CVP?

Die Affäre Villiger könnte sich als Bremsklotz für den Wahlkampf erweisen, genauso wie Pierre Maudet bei der FDP: Statt über die CVP-Volksiniti­ative für eine Kostenbrem­se bei den Krankenkas­senprämien dominiert dieser Fall die Debatte. Deshalb hat die Partei ein Interesse daran, dass

Villiger die

Sache rasch klärt.

Villiger will nun in den nächsten Tagen entscheide­n, ob er das Amt an- nimmt. Kann er noch glaubwürdi­g politisier­en?

Der Wiederaufb­au der Glaubwürdi­gkeit erfolgt schrittwei­se. Nimmt er die Wahl an, wird es für Villiger ein langer Weg. Dass er aber mit einem guten Resultat gewählt wurde, gibt ihm Sicherheit. Wenn die grosse Aufregung erst einmal durch ist, wird man seine Leistungen der letzten Jahre wieder pragmatisc­her abwägen.

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KEYSTONE Beat Villiger.

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