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Darum verzeihen CVP-Wähler dem Fremdgeher Beat Villiger
BERN. Beat Villiger (CVP) beichtet eine Affäre und eine uneheliche Tochter, die Zuger wählen ihn trotzdem. Das sind die Gründe.
Nach Christophe Darbellay gesteht ein weiterer CVP-Politiker eine Affäre sowie ein uneheliches Kind ein. Hat die Partei ein Problem mit ihren moralischen Grundsätzen?
Nein, das sind zufällige Häufungen. Solche Fälle wären in jeder anderen Partei auch möglich. Es ist ein Reflex der Öffentlichkeit, bei einer Partei, die das Wort «christlich» im Namen führt, ihr Heuchelei zu unterstellen.
Trotzdem wurde Villiger problemlos wiedergewählt. Ist den Wählern die Doppelmoral egal?
Der Fall Darbellay hat gezeigt, dass sogar im erzkatholischen Wallis eine Wahl in den Regie- rungsrat trotz Affäre und unehelichem Kind möglich ist. Im weitgehend urbanen Kanton Zug kommen die Wähler zum Schluss: «Auch Politiker sind nur Menschen.» Zudem wird der politische Leistungsausweis offenbar höher gewichtet als die Affäre.
Was bedeutet der Fall auf nationaler Ebene für die CVP?
Die Affäre Villiger könnte sich als Bremsklotz für den Wahlkampf erweisen, genauso wie Pierre Maudet bei der FDP: Statt über die CVP-Volksinitiative für eine Kostenbremse bei den Krankenkassenprämien dominiert dieser Fall die Debatte. Deshalb hat die Partei ein Interesse daran, dass
Villiger die
Sache rasch klärt.
Villiger will nun in den nächsten Tagen entscheiden, ob er das Amt an- nimmt. Kann er noch glaubwürdig politisieren?
Der Wiederaufbau der Glaubwürdigkeit erfolgt schrittweise. Nimmt er die Wahl an, wird es für Villiger ein langer Weg. Dass er aber mit einem guten Resultat gewählt wurde, gibt ihm Sicherheit. Wenn die grosse Aufregung erst einmal durch ist, wird man seine Leistungen der letzten Jahre wieder pragmatischer abwägen.