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«Die EKG-Funktion in der neuen Apple Watch ist keine Revolution»
Herr Wolber, wie schätzen Sie den Nutzen der angekündigten EKGApp in der Apple Watch ein?
Es ist ein sogenanntes 1-KanalEKG. Damit lässt sich unter anderem recht verlässlich die Herzfrequenz bestimmen. Es ist aber keine revolutionäre neue Erfindung, sondern die Integration bestehender Technologien in eine Smartwatch.
Wie beurteilen Sie die Wandlung solcher Wearables von Fitness hin zur Medizin?
Sie trägt zur Demokratisierung der Medizin bei. So können potenziell gefährliche Erkrankungen wie das Vorhofflimmern eventuell früher erkannt werden. Die Interpretation der Daten muss aber unbedingt durch einen Arzt erfolgen.
Sehen Sie Nachteile?
Potenzielle Nachteile sind unter anderem unnötige Sorgen und Verunsicherungen im Fall von falsch-positiven Befunden oder verzögerte Abklärungen aufgrund vermeintlich normaler Watch-EKGs.
Wird meine Krankenkasse jetzt die Apple Watch bezahlen?
Das ist nicht zu erwarten. Während für die Telemedizin ein klarer Nutzen nachgewiesen werden konnte, konnte ein spezieller Vorteil von Apps und handybasierten medizinischen Anwendungen noch nicht klar gezeigt werden. TOB
Thomas Wolber ist Facharzt und Privatdozent für Innere Medizin und Kardiologie am Unispital Zürich. Er ist spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von Herzrhythmusstörungen.