Nacktfoto-Tragödie schreckt Politiker auf

BERN. Der Nacktbilder-Fall wird zum Thema im Bundeshaus. Politiker fordern härtere Strafen.

USTER. Heute steht ein Schweizer vor Gericht, der eine 14-Jährige mit Nacktfotos erpresst hatte. Später nahm sich das Mädchen das Leben. Er muss wohl nicht hinter Gitter, sondern eine Therapie machen. Das kritisieren Politiker scharf: Solche Täter gehörten ins Gefängnis, sagt Natalie Rickli (SVP). Viola Amherd (CVP) fordert einen eigenen Strafartikel für Cyberdelikte.

Heute steht ein 30-jähriger Schweizer vor dem Bezirksgericht Uster. Im Juni 2017 nahm sich eine 14-jährige Finnin das Leben, nachdem sie von ihm erpresst worden war. Die beiden hatten sich im Internet kennen gelernt, er drängte sie dazu, Nacktbilder zu machen. Diese veröffentlichte er auf einer Pornoseite. Die Staatsanwaltschaft fordert zwei Jahre Haft, diese sollen allerdings zugunsten einer ambulanten Therapie aufgeschoben werden. Weil kein Zusammenhang hergestellt werden kann, ist der Suizid nicht Teil der Anklage.

Politiker rufen nun nach härteren Strafen bei Cyberdelikten. Viola Amherd (CVP) fordert einen eigenen Strafartikel, um solche Delikte schärfer ahnden zu können. «Ein solcher vorbestrafter Täter gehört ins Gefängnis», sagt auch Natalie Rickli (SVP). Yvonne Feri (SP) kritisiert: «Erschreckend ist, dass der Suizid im Prozess nicht genauer angeschaut wird. Der Zusammenhang liegt doch auf der Hand.»

Strafrechtsprofessor Peter Albrecht sagt hingegen: «Eine Kausalität zum Suizid nachzuweisen, ist für die Justiz schwierig.» Einen solchen Täter einfach für zwei Jahre hinter Gitter zu sperren, sei problematisch. «Er stellt nachher oft noch eine Gefahr für die Gesellschaft dar.» Eine ambulante Massnahme könne die Rückfallgefahr

am effektivsten reduzieren, da der Täter in seinem gewohnten Umfeld therapiert werde.

Der Bundesrat sieht zurzeit keinen Handlungsbedarf. Er verweist auf eine Reihe von bereits erfolgten Verschärfungen. Neu wird etwa bestraft, wer Minderjährige für einen Pornofilm anwirbt.