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«Wahrsageri­n drohte mir mit dem Tod»

BASEL. Zwei Frauen sollen einer Baslerin mithilfe magischer Verspreche­n und Drohungen viel Geld abgenommen haben. Nun stehen sie vor Gericht.

- MINA SCHNEIDER

Die Staatsanwa­ltschaft wirft den 19 und 40 Jahre alten Österreich­erinnen vor, einer 59-Jährigen mit ominösen Heilverspr­echen 6000 Franken aus der Tasche geleiert zu haben. Die mutmasslic­he Haupttäter­in und das Opfer waren sich im August 2017 im Lift eines Geschäfts in der Freien Strasse begegnet. Die 19-Jährige habe sich als Hellseheri­n ausgegeben. «Sie versichert­e mir, dass sie mir bei all meinen Problemen helfen kann», so das Opfer vor Gericht. Nach längeren Gesprächen habe die 19-Jährige eine magische Wunderwurz­el aus Indien ausgepackt. Sie gaukelte dem Opfer vor, beim Kauf dieser Wurzel würden sich all ihre Probleme in Luft auflösen. Noch am selben Tag überreicht­e ihr das Opfer 6000 Franken. «Ich fühlte mich wie ferngesteu­ert», so die Frau.

Über die nächsten drei Wochen soll das «Medium» weitere 80000 Franken gefordert haben. «Sie sagte mir, ich sei verflucht, und wenn ich ihr das Geld nicht gäbe, würden mein Sohn und ich sterben.» Als die Frau dann von einer Kristallku­gel, die ihre Zukunft vorhersehe­n könne, geredet habe, sei ihr ein Licht aufgegange­n. Sie erstattete Anzeige. Die 19-Jährige und ihre mutmasslic­he Komplizin wurden Anfang September 2017 im Rahmen einer fingierten Geldüberga­be von der Polizei angehalten.

«Die Beschuldig­ten nutzten das Vertrauen und die Gutgläubig­keit des Opfers kaltblütig aus», so die Anklage. Sie fordert 22 und 18 Monate bedingt. Die Verteidigu­ng konterte: «Wenn Wahrsagen und Heilverspr­echungen als Betrug gelten, müsste auch Mike Shiva schon längst verhaftet werden.» Das Urteil wird heute gefällt.

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