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Grüne (31) fliegt wegen Baby aus dem Ratssaal
BASEL. Eklat im Basler Kantonsparlament: Grossrätin Lea Steinle (Grüne) wurde gestern aus dem Saal gewiesen, weil sie ihr Baby dabeihatte.
Im Basler Grossen Rat ist es gestern Nachmittag zu tumultartigen Szenen gekommen. Grund dafür war das schlafende Baby von Grossrätin Lea Steinle (31). Sie trug das Kleinkind im Tragtuch vor der Brust und wollte an einer Abstimmung teilnehmen.
Ratspräsident Remo Gallacchi (CVP) hatte dafür kein Verständnis und verwies die junge Mutter mitsamt dem nicht gewählten Eindringling des Saales. «Wir Parlamentarier sind hier im Saal grundsätzlich unter uns», sagte er gemäss der «bz Basel». Dies löste teils Heiterkeit, teils noch mehr Empörung aus.
Für die Intervention Gallacchis hatten viele im Rat kein Verständnis. «Unerhört! Das ist Diskriminierung!», so die wütenden Zwischenrufe. Nach dem Vorfall mit Rudelbildung beim Präsidiumspodest musste die Sitzung vorübergehend unterbrochen werden. Gallacchi kam nach einem Ordnungsantrag schliesslich auf seinen Entscheid zurück und liess Steinle wieder in den Saal.
Für die Grossrätin der Grünen ist das Thema damit nicht erledigt. Auch junge Mütter müssten die Möglichkeit haben, im Parlament Einsitz zu nehmen, fordert sie. «Der Vorfall zeigt, wie weit wir in puncto Gleichstellung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind», sagte Steinle zu 20 Minuten. Sie habe ihr Kind nur ausnahmsweise dabeigehabt: «Es war eine Notsituation.»
Die Rechtslage wird nun vom Ratsbüro abgeklärt. Tatsächlich ist dieser Fall nirgends explizit geregelt. Toleranter ist man in Australien: Letzten Sommer stillte eine Parlamentarierin ihr Baby im Saal.