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Deltasegler-Albtraum: Nun ermittelt der Bund
INTERLAKEN. Ein USTourist schwebte während eines Deltaseglerflugs in Todesgefahr. Das Bazl prüft nun, dem Piloten die Lizenz zu entziehen.
INTERLAKEN. Das Video geht um die ganze Welt: Chris Gursky stürzt hoch über Interlaken fast vom Deltasegler, weil der Tandempilot ihn nicht gesichert hat. Der USTourist hält sich zwei Minuten lang mit den Händen fest – und überlebt. Für den verantwortlichen Schweizer Tandempiloten hat der Horrorflug Konsequenzen: Das Bundesamt für Zivilluftfahrt leitet eine Untersuchung ein.
Chris Gursky, ein Autohändler aus Florida, drohte Mitte Oktober bei einem DeltaseglerTandemflug in Interlaken abzustürzen, weil er nicht gesichert war. In einem Youtube-Video nimmt er den Piloten in Schutz: «Der Pilot hat alles unternommen, um mich zu retten. Er hielt mich an meinem Gurt fest und flog gleichzeitig mit einer Hand.» Das Video wurde inzwischen über eine Million Mal an- geklickt. Gursky erhielt auf seiner Facebook-Seite Einladungen von TV-Stationen wie CNN oder BBC.
Der Pilot mit Schweizer Brevet bietet auf seiner Website derweil weiterhin Flüge für 235 Franken an. Die Passagiere erwarte ein «unvergessliches Erlebnis». Gegenüber der «Berner Zeitung» sagt der Pilot: «Der Vorfall ist mir furchtbar pein- lich und tut mit unendlich leid.» Mehr will er aber nicht sagen.
Laut einem DeltaseglerKollegen hat der Pilot die Lizenz erst vor etwa einem Jahr erworben. «Der Amerikaner hatte Glück, normalerweise geht so ein Fehler tödlich aus.» Er fordert: «Dem Piloten sollte man nach diesem Vorfall sofort das Brevet entziehen.» Das Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl klärt laut Sprecher Urs Holderegger den Sachverhalt ab und prüft, ob eine Unfallmeldung des Piloten vorliege. «Unter den gegebenen Umständen leitet das Bazl ein Administrativverfahren ein und entzieht dem Piloten die Lizenz.»