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«Beissende Schüler sind nur ein Teil des Problems»
BASEL. Lehrerin Marianne Schwegler wurde von einem Primarschüler gebissen. Kein Einzelfall: Die Zahl der Angriffe nimmt laut Experten zu.
Seit den Sommerferien meldeten sich drei Lehrerinnen beim Rechtsdienst der Freiwilligen Schulsynode (FSS), weil sie von Schülern gebissen worden waren. Auch Marianne Schwegler, Vizepräsidentin der FSS und Primarlehrerin, wurde schon von einem Achtjährigen attackiert, wie Telebasel berichtet. Erst habe der Schüler sie vor der Klassenzimmertür beleidigt, dann getreten und schliesslich gebissen.
«Die Bisse sind nur ein Teil des Problems», so Schwegler. Verbreiteter als tätliche Angriffe seien Beleidigungen. Bei der FSS stelle man aber allgemein eine Zunahme von Res pektlosigkeit gegenüber Lehrpersonen fest, was in diesem Ausmass bei jüngeren Schülern ein neueres Phänomen sei. «Für Lehrpersonen ist es oft nicht einfach, so etwas anzusprechen», so Schwegler.
Gründe für diese Probleme sieht Schwegler in gesellschaftlichen Veränderungen und der Erziehung. «Es gibt heute zwei Gruppen aggressiver Schüler: solche, die aus sozial benachteiligten Familien kommen, wo so ein Umgang vielleicht sogar normal ist, und überbehütete Kinder, denen aus falsch verstandener Liebe alles abgenommen wird, was für Frust sorgt», erklärt sie. Wenn das Trotzverhalten in der Schule nicht zum Erfolg führe, würden solche Kinder schnell ausrasten. «Es wird sehr viel Wert auf Leistung gelegt, soziale und emotionale Kompetenzen werden vernachlässigt», bilanziert sie.