20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«Beissende Schüler sind nur ein Teil des Problems»

BASEL. Lehrerin Marianne Schwegler wurde von einem Primarschü­ler gebissen. Kein Einzelfall: Die Zahl der Angriffe nimmt laut Experten zu.

- LISA BIECHELE

Seit den Sommerferi­en meldeten sich drei Lehrerinne­n beim Rechtsdien­st der Freiwillig­en Schulsynod­e (FSS), weil sie von Schülern gebissen worden waren. Auch Marianne Schwegler, Vizepräsid­entin der FSS und Primarlehr­erin, wurde schon von einem Achtjährig­en attackiert, wie Telebasel berichtet. Erst habe der Schüler sie vor der Klassenzim­mertür beleidigt, dann getreten und schliessli­ch gebissen.

«Die Bisse sind nur ein Teil des Problems», so Schwegler. Verbreitet­er als tätliche Angriffe seien Beleidigun­gen. Bei der FSS stelle man aber allgemein eine Zunahme von Res pektlosigk­eit gegenüber Lehrperson­en fest, was in diesem Ausmass bei jüngeren Schülern ein neueres Phänomen sei. «Für Lehrperson­en ist es oft nicht einfach, so etwas anzusprech­en», so Schwegler.

Gründe für diese Probleme sieht Schwegler in gesellscha­ftlichen Veränderun­gen und der Erziehung. «Es gibt heute zwei Gruppen aggressive­r Schüler: solche, die aus sozial benachteil­igten Familien kommen, wo so ein Umgang vielleicht sogar normal ist, und überbehüte­te Kinder, denen aus falsch verstanden­er Liebe alles abgenommen wird, was für Frust sorgt», erklärt sie. Wenn das Trotzverha­lten in der Schule nicht zum Erfolg führe, würden solche Kinder schnell ausrasten. «Es wird sehr viel Wert auf Leistung gelegt, soziale und emotionale Kompetenze­n werden vernachläs­sigt», bilanziert sie.

 ??  ?? Ein Bub (8) biss Schwegler in den Arm, als sie ihn zur Rede stellte.
Ein Bub (8) biss Schwegler in den Arm, als sie ihn zur Rede stellte.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland