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Der IS lagert Waffen in Schulen und Moscheen

HAJIN. Ein Besuch im Hauptquart­ier der Asayesh-Sicherheit­skräfte von Busayrah.

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Der Asayesh fungiert in den Gebieten der autonomen Föderation Nordsyrien­s als Polizei. Die IS-Zellen, die Busayrah terrorisie­ren, sind meist nicht in der Stadt selbst zu finden. Sie mischen sich unter die Beduinen, die in den umliegende­n Geröllweit­en leben.

Der IS hat in den Dörfern und Städten des Euphrattal­s eine besonders perfide Propaganda entwickelt: «Sie nutzen Moscheen als Informatio­nszentren und als Munitionsl­ager», sagt die 29-jährige Polizeiche­fin Nasrin. «Wenn die Anti-IS-Koalition diese Orte dann angreift, klagt der IS dies an: ‹Schaut, diese Ungläubige­n zerstören unsere Moscheen!›»

Auf einmal stürmt ein Asayesh-Beamter ins Zimmer und redet auf die Kommandant­in ein. Der Lehrer einer Primarschu­le habe auf dem Pausenplat­z acht scharfe Minen entdeckt. Als die Polizei mit ihren Entschärfu­ngsspezial­isten anrückte, sei ein Bewohner an die Beamten herangetre­ten: Der IS habe das Nachbarhau­s der Schule wohl als Mörserfabr­ik genutzt. «Offenbar sind dort über 500 Mörser gelagert. 200 davon haben wir jetzt hierherges­chafft», sagt der Mann.

Draussen begutachte­n alle die IS-Waffen. Sie sind glückliche­rweise noch nicht mit Sprengstof­f gefüllt. Was pas- siert jetzt damit? «Wir füllen sie», sagt Nasrin. «Wir können sie zu Übungszwec­ken gebrauchen – und gegen den IS in Hajin einsetzen, mit Dank für die geleistete Arbeit und besten Grüssen zurück.»

Ein Gedanke, der einem tatsächlic­h Befriedigu­ng verschafft. Diese verfliegt schnell, als wir im Stockdunke­ln die einstündig­e Fahrt zurück zur Basis antreten.

Es ist 21 Uhr. «Um diese Zeit greift der IS gerne an», sagt Kommandant Cyiager, der uns begleitet. «Ich habe mehr Respekt vor dieser Strecke als vor der Front.» Wir fahren schnell. Der Schaden durch Minen oder Sprengsätz­e soll auf diese Weise kleingehal­ten werden, Scharfschü­tzen möglichst nicht genau zielen können. Am nächsten Abend erfahren wir, dass es in Busayrah einen Sprengstof­fanschlag mit Verletzten gab.

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20M Polizeiche­fin Nasrin begutachte­t gefundene Mörser.

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