20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Cover mit Flüchtling löst Shitstorm aus
AMSTERDAM. Das Cover einer Zeitschrift von Amnesty International hat auf Social Media für grosse Empörung gesorgt.
Dieser Schuss ging nach hinten los: Mit einem Foto der niederländischen Schauspielerin Jouman Fattal, die sich halb nackt auf einem Berg von Schwimmwesten räkelt, wollte der niederländische Zweig der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) auf das Elend geflüchteter Menschen aufmerksam machen. Das Foto ziert die Titelseite einer eigens geschaffenen AI-Zeitschrift namens «Glamoria» – eine Wortschöpfung aus «Glamour» und «Moria», dem wegen seiner Zustände international in Verruf geratenen Flüchtlingslager auf Lesbos.
Doch in den sozialen Medien wurde «Glamoria» regelrecht verrissen. «Nein, nein, nein, nein, nein! Sprecht über dieses menschliche Versagen. Aber macht nicht Frauen zum Objekt, um das Bewusstsein für Flüchtlinge zu schärfen. Schämt euch, Amnesty!», twittert Natasha Freidus von der Flüchtlingsorganisation Needslist.
«Es ist das Gegenteil von dem, was wir beabsichtigt haben. Wir wollten niemanden beleidigen. Wir arbeiten seit Jahren mit Flüchtlingen zusammen und hofften, ein neues Publikum zu erreichen. Das Foto ist ironisch, denn Fattal hat dieses Schicksal persönlich erlitten und ist heute eine bekannte Schauspielerin in Holland», rechtfertigt sich Yara Boff Tonella, Sprecherin von AI, gegenüber «El País».
Doch die persönliche Geschichte der Schauspielerin, die als Kind aus Syrien fliehen musste, tat der Empörung über die sexualisierte Darstellung keinen Abbruch. Mittlerweile hat AI reagiert und das Titelfoto durch ein unverfängliches ersetzt.
SP-Nationalrat Fabian Molina, der kürzlich selbst in Moria war, versteht, dass viele Betrachter das Foto schlimm finden. «Aber die Zustände in Moria sind noch viel schlimmer», sagt er zu 20 Minuten. Das Bild enthalte richtige Anspielungen auf die Lage in den überfüllten Flüchtlingslagern in Lesbos, wo auch sexuelle Gewalt ein Thema sei.