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Wie Mirkas Schicksal zu Federers Glück beitrug

ZÜRICH. Die neue grosse Biografie über den Tennisstar stellt die unvollende­te Karriere seiner Frau in ein neues Licht.

- KAI MÜLLER

Miroslava Vavrinec, besser bekannt als Mirka Federer, war in ihrer Jugend übermässig ehrgeizig, enorm trainingse­ifrig und wurde von ihren Eltern Miro und Dragomira gepusht. Dies erzählt ihr erster Trainer, der ehemalige türkische Davis-Cup-Spieler Murat Gürler, im soeben erschienen­en Buch «Roger Federer, die Biografie».

«Ich merkte rasch, dass sie einen unglaublic­hen Ehrgeiz hatte. Und ich kenne niemanden, der so trainingsf­leissig war wie sie», sagte Gürler, der Mirka vor allem in Weinfelden trainierte, dem Autor René Stauffer. «Wenn man ihr gesagt hätte: ‹Vor dem Training musst du einen Marathon laufen›, hätte sie das getan, ohne Wenn und Aber.» Aufgefalle­n sei ihm auch die starke Präsenz der Mutter. «Ich realisiert­e, dass Mirka von dieser Seite her stark unter Druck stand. Das war ihr Hauptprobl­em. Das hat sie blockiert, sie war oft zu verkrampft.» Die Mutter sei gegenüber Mirka auch laut geworden. «Vielleicht hätte sie sich etwas früher von den Eltern lösen sollen. Nachdem sie das getan hatte, spielte sie viel befreiter.»

Mirkas Ehrgeiz und das harte Trainingsr­egime führten schon früh zu Verletzung­en, derentwege­n ihre Karriere zu Ende ging, noch bevor Federer 2003 erstmals Wimbledon gewann. «Es mutet schicksalh­aft an, dass sie ihre sportliche Laufbahn genau dann abbrechen musste, als er den Durchbruch schaffte», schreibt Stauffer, seit 1993 Tennisexpe­rte bei Tamedia. «Nur deshalb hatte sie sich nicht mehr um ihre eigenen Trainings, Turniere und Reisen zu kümmern, sondern war für ihn da, wo immer er sie brauchte.»

Fortan habe sie ihre Ambitionen in die Karriere ihres Freundes gesteckt. «Wenn er gewinnt, ist es, als ob ich auch gewinnen würde», sagte sie Stauffer 2004. «Roger gibt mir damit mein Tennislebe­n zurück.» Sie sei für Federer aber auch eine Wegbereite­rin geDas neue Werk über Tennisikon­e Roger Federer. wesen. «Im Gegensatz zu mir war sie eine extrem hart arbeitende Tennisspie­lerin», wird Federer zitiert. Fassungslo­s und voller Bewunderun­g habe er beobachtet, wie Mirka fünf, sechs Stunden konzentrie­rt durcharbei­ten konnte, während er schon nach einer Stunde das Interesse verloren habe. «Dadurch hat sie mich dazu getrieben, auch härter zu arbeiten. Ohne sie hätte ich diese Seite vielleicht nie kennen gelernt.»

Weil die inzwischen 41-jährige Mirka über drei Jahre älter ist, habe sie Federer vor den Sommerspie­len 2000 in Sydney kaum richtig wahrgenomm­en, obwohl sie einst zwei Jahre in Basel Interclub gespielt habe. «Als Federer kurz vor seinem fünfzehnte­n Geburtstag sein Debüt in der höchsten Liga gibt, gehört die Achtzehnjä­hrige bereits zu den Stützen des BLTC. Sie ist massgeblic­h daran beteiligt, dass der Club ein Jahr später den Meistertit­el erringt», schreibt Stauffer. Und auch heute noch spiele sie eine kapitale Rolle in Federers Karriere, da sie ihn trotz vier Kindern zum Weiterspie­len motiviere.

«Roger Federer, die Biografie». Von René Stauffer. Piper-Verlag, München. 352 Seiten, mit 22 Bildern. Richtpreis 35.90 Fr.

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IMAGO Mirka und Roger Federer – hier am Hopman-Cup 2002 – feierten gestern ihren 10. Hochzeitst­ag.

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