20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
SVP-Kantonsrat tritt wegen Anzeige zurück
ST. GALLEN. SVP-Politiker Marcel Dietsche (39) tritt von allen Ämtern zurück. Grund ist eine Anzeige gegen den Polizisten.
KONTROVERS Knall bei der St. Galler SVP: Kantonsrat Marcel Dietsche hat eine Anzeige am Hals. Vorgeworfen werden dem Polizisten sexuelle Übergriffe auf Arbeitskolleginnen. Das bestätigt Beatrice Giger, Sprecherin der Staatsanwaltschaft St.Gallen. Gestern hat Dietsche die Konsequenzen gezogen: Er trat per sofort von allen öffentlichen Ämtern zurück. Dies tue er zum Schutz seiner Familie, seiner Partei und der weiteren Organisationen, denen er angehörte, schreibt er in einer Mitteilung. Der 39-Jährige politisierte während 14 Jahren im St.Galler Kantonsparlament.
Dietsche arbeitete seit Oktober 2003 bei der Kantonspolizei St. Gallen. Dort hat er inzwischen gekündigt und wurde freigestellt. Laut Sprecher Hanspeter Krüsi informierte Dietsche seine Angestellten vor Ostern über ein «allfälliges unkorrektes Verhalten» gegenüber Arbeitskolleginnen. Die Polizei habe den Fall dann durch eine externe Anwältin untersuchen lassen wollen. Als ihm das mitgeteilt wurde, habe er gekündigt. Was Dietsche genau getan hat, ist nicht bekannt. B.M.*, eine der betroffenen Polizistinnen, wollte sich zum Fall nicht äussern.
Parteikollegen reagieren überrascht. Walter Gartmann, Präsident der SVP Kanton St. Gallen, sagt dazu: «Ich bin schockiert und enttäuscht – wie viele SVPler.» Dietsche sei sein Sitznachbar im Kantonsrat gewesen, bis vor kurzem VizePräsident der Fraktion. Er habe sich immer korrekt verhalten. «Ich kann gar nichts Schlechtes sagen.» Es zeuge von Charakter, dass «er mit dem Rücktritt nicht wartet, bis das Verfahren abgeschlossen ist».
Marcel Dietsche war gestern für 20 Minuten nicht zu erreichen. Es gilt die Unschuldsvermutung. *Name der Redaktion bekannt