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Schweizer bei UNO zittern um Lohn
ZÜRICH. Die Vereinten Nationen befürchten, die Löhne nicht zahlen zu können. Die Belegschaft ist beunruhigt.
GENF. 1,3 Milliarden Dollar fehlen der UNO derzeit in der Kasse, weil über 60 Mitgliedstaaten ihre Beiträge noch nicht bezahlt haben – darunter die USA. Laut Generalsekretär António Guterres droht ein Finanz-Blackout. Dieser hätte auch für die Schweiz Folgen: Rund 3000 Angestellte arbeiten in Genf für die Vereinten Nationen. Sie fürchten laut der Angestelltenorganisation, dass der Lohn ausbleiben könnte. «Die Atmosphäre ist angespannt.»
Die UNO hat Geldsorgen: Generalsekretär António Guterres spricht von der «schlimmsten Finanzkrise seit einem Jahrzehnt». Von den 193 Mitgliedsstaaten haben erst 130 ihre diesjährigen Beiträge geleistet. Es klafft derzeit ein Loch von 1,3 Milliarden Dollar. Laut Guterres droht ein Finanz-Blackout. Dieser hätte auch für die Schweiz Folgen: Über 44 000 Mitarbeiter arbeiten weltweit bei der UNO, davon könnten rund 3000 in der Schweiz betroffen sein. Das Büro in Genf ist neben dem New Yorker Hauptquartier der zweite Hauptsitz der Vereinten Nationen. Verantwortlich für die Krise ist unter anderem der grösste Beitragszahler, die USA. Im Gegensatz zur Schweiz, die 2019 ihren Beitrag pünktlich bezahlt hat, sind die USA der UNO immer noch mehr als eine Milliarde Dollar schuldig (siehe Box).
Die UNO-Belegschaft ist beunruhigt: «Die Atmosphäre unter den Mitarbeitenden ist angespannt», sagt Ian Richards, Präsident der Angestelltenorganisation der UNO Genf. «Viele Mitarbeiter machen sich Sorgen, weil sie ihre Miete oder Rechnungen begleichen müssen.» Die Mitarbeitenden seien angehalten worden, alle nichtessenziellen Reisen und Meetings zu verschieben. Das Eintreten eines Shutdowns und Arbeitsstopps wäre das WorstCase-Szenario: «Ohne unsere Arbeit überlassen wir die verletzlichsten Menschen der Gesellschaft, etwa in Kriegsregionen, ihrem Schicksal.»
Für CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter ist die Krise Ausdruck dafür, dass der Multilateralismus in Gefahr ist. «Jeder denkt nur noch an sich und seinen eigenen Vorteil.»