20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

Schweizer bei UNO zittern um Lohn

ZÜRICH. Die Vereinten Nationen befürchten, die Löhne nicht zahlen zu können. Die Belegschaf­t ist beunruhigt.

- DANIEL KRÄHENBÜHL

GENF. 1,3 Milliarden Dollar fehlen der UNO derzeit in der Kasse, weil über 60 Mitgliedst­aaten ihre Beiträge noch nicht bezahlt haben – darunter die USA. Laut Generalsek­retär António Guterres droht ein Finanz-Blackout. Dieser hätte auch für die Schweiz Folgen: Rund 3000 Angestellt­e arbeiten in Genf für die Vereinten Nationen. Sie fürchten laut der Angestellt­enorganisa­tion, dass der Lohn ausbleiben könnte. «Die Atmosphäre ist angespannt.»

Die UNO hat Geldsorgen: Generalsek­retär António Guterres spricht von der «schlimmste­n Finanzkris­e seit einem Jahrzehnt». Von den 193 Mitgliedss­taaten haben erst 130 ihre diesjährig­en Beiträge geleistet. Es klafft derzeit ein Loch von 1,3 Milliarden Dollar. Laut Guterres droht ein Finanz-Blackout. Dieser hätte auch für die Schweiz Folgen: Über 44 000 Mitarbeite­r arbeiten weltweit bei der UNO, davon könnten rund 3000 in der Schweiz betroffen sein. Das Büro in Genf ist neben dem New Yorker Hauptquart­ier der zweite Hauptsitz der Vereinten Nationen. Verantwort­lich für die Krise ist unter anderem der grösste Beitragsza­hler, die USA. Im Gegensatz zur Schweiz, die 2019 ihren Beitrag pünktlich bezahlt hat, sind die USA der UNO immer noch mehr als eine Milliarde Dollar schuldig (siehe Box).

Die UNO-Belegschaf­t ist beunruhigt: «Die Atmosphäre unter den Mitarbeite­nden ist angespannt», sagt Ian Richards, Präsident der Angestellt­enorganisa­tion der UNO Genf. «Viele Mitarbeite­r machen sich Sorgen, weil sie ihre Miete oder Rechnungen begleichen müssen.» Die Mitarbeite­nden seien angehalten worden, alle nichtessen­ziellen Reisen und Meetings zu verschiebe­n. Das Eintreten eines Shutdowns und Arbeitssto­pps wäre das WorstCase-Szenario: «Ohne unsere Arbeit überlassen wir die verletzlic­hsten Menschen der Gesellscha­ft, etwa in Kriegsregi­onen, ihrem Schicksal.»

Für CVP-Nationalrä­tin Elisabeth Schneider-Schneiter ist die Krise Ausdruck dafür, dass der Multilater­alismus in Gefahr ist. «Jeder denkt nur noch an sich und seinen eigenen Vorteil.»

 ?? REUTERS ?? Die vielen Mitarbeite­nden, die die Vereinten Nationen am Laufen halten, haben Angst, dass sie kein Geld bekommen.
REUTERS Die vielen Mitarbeite­nden, die die Vereinten Nationen am Laufen halten, haben Angst, dass sie kein Geld bekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland