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Keine «sündigen» Leiter erwünscht
ZÜRICH. Evangelikale Jungschärler verpflichten ihre Teilnehmer zu einem strikt christlichen Lebensstil. Trotzdem beziehen einige Gruppen weiter Bundesgelder.
ZÜRICH. Evangelische Jungscharen verpflichten ihre Teilnehmer zu einem strikt christlichen Lebensstil. Leiter müssen Konzepte zur «Kinderbekehrung» haben, wer «in Sünde lebt», soll abgesetzt werden. Wer sich zu solchen Grundsätzen bekennt, darf keine Bundesgelder beantragen. «Es ist keine Art der Missionierung zulässig», heisst es beim Bundesamt für Sport. Trotzdem werben einige der Gruppen mit dem Programm «Jugend und Sport».
Der Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen (BESJ) sorgte für Empörung, als er auf seiner Website mit Bibelzitaten gegen Homosexuelle hetzte (20 Minuten berichtete). Der Internetauftritt wurde inzwischen überarbeitet, trotzdem finden sich auf der Website weiterhin Empfehlungen, die für Kritik sorgen. Jungscharleiter werden etwa explizit gefragt, ob ein «klares Konzept zur Kinderbekehrung» existiere. Im Ratgeber steht auch: «Wenn ein Leiter in Sünde lebt, wird er darauf angesprochen, ermahnt und abgesetzt, falls er nicht umkehrt.» Was genau «in Sünde leben» heisst, wird nicht ausgeführt. Klar hingegen ist: Jungschärler, die sich zu solchen Grundsätzen bekennen, dürfen keine Bundesgelder beanspruchen, wie das Bundesamt für Sport (Baspo) bestätigt (siehe unten).
Ein Blick ins Netz zeigt aber, dass es weiterhin Jungscharen gibt, die sich auf ihren Websites zu den Vorgaben der BESJ bekennen und dort auch Lager von Jugend und Sport (J+S) anpreisen. Adrian Jaggi, Sprecher des Bundes der Evangelikalen Jungscharen, betont, bei den Dokumenten handle es sich nur um «Anregungen» und nicht um Regelwerke. Man orientiere sich zwar an einer biblisch-christlichen Ethik, aber: «Leitende werden nicht automatisch abgesetzt, wenn sie einen Fehler machen.» Dass einige Jungschis Jugend und Sport explizit als Gönner aufführen, erklärt er so: «Es kann sein, dass sich eine Handvoll Gruppen zusätzlich bei einem anderen Ausbildungsverband angehängt haben, um weiterhin bei J+S dabei sein zu können.»