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«Es hat alles verändert»

Inanna Leban (18) geht sechs- bis siebenmal pro Woche ins Krafttrain­ing. Für ihre Abschlussa­rbeit hat sie eine Woche aufs Gym verzichtet. Was hat sie dabei gelernt?

- GERALDINE SCHLÄPFER

Inanna, du siehst richtig fit aus. Wie bist du zum Krafttrain­ing gekommen? Ich war lange untergewic­htig und konnte einfach nicht zunehmen. Ich hatte irgendwie nie Hunger und ass immer nur kleine «Vogelporti­onen». Ich wurde für meine dünne Figur gemobbt und fühlte mich überhaupt nicht wohl in meinem Körper. Mit 15 wollte ich etwas ändern und bin das erste Mal ins Gym gegangen, das hat mein Leben umgestellt. Was ist passiert? Ich begann, sechs- bis siebenmal in der Woche Krafttrain­ing zu machen, mein Körper nahm ganz neue Formen an, ich nahm extrem an Muskelmass­e zu, hatte endlich Hunger und verspürte ein neues Selbstwert­gefühl. Ich liebe mein Training, es hat einfach alles verändert. Für deine Abschlussa­rbeit im dritten Lehrjahr als Fachfrau Gesundheit hast du eine Woche auf dein heissgelie­btes Training verzichtet. Was war der Grund? Ich wusste, dass ich ein Experiment wagen wollte. Meine erste Idee war, noch mehr zu trainieren. Meine Klasse hat mich dafür ausgelacht und gemeint, sie würden lieber mal sehen, wie es mir nach einer Woche ohne meinen geliebten Sport geht. Also habe ich die Challenge angenommen. Musstest du während dieser Woche auch deine Ernährung umstellen? Ja, ich habe extra nur Junkfood gegessen und sogar Alkohol getrunken, was ich sonst nie mache. Aber das war Teil des Experiment­s. Wie hast du dich in der Woche ohne Sport gefühlt? Ich war energielos und irgendwie schlecht drauf, ich hatte plötzlich so viel Zeit und wusste gar nicht recht, was ich mit mir anfangen sollte. Zudem habe ich vier Kilo abgenommen, was zu meinen grössten Ängsten im Vorfeld gehört hatte. Ich habe Pickel bekommen und meine Psyche war im Eimer. Was hat dir das Experiment gezeigt? Ich war unendlich froh, als ich endlich wieder trainieren gehen durfte. Ich fühle mich einfach besser, wenn ich im Gym war. Du verbringst normalerwe­ise bis zu drei Stunden pro Tag im Gym. Ist das nicht zu viel? Ich weiss, dass ich extrem bin, und arbeite auch an meinem Gleichgewi­cht. Ich gehe wöchentlic­h zu einer Psychologi­n, um nicht in eine Sportsucht zu fallen. Wie merkst du, dass du an Sportsucht leiden könntest? Ich gehe auch ins Gym, wenn ich mich krank fühle, und ich war auch schon mit einer gebrochene­n Rippe trainieren. Ich schaue vor den Ferien stets, ob es ein Gym beim Hotel hat. Daran muss ich arbeiten. Ich will, dass ich ab und zu auch mal einen trainingsf­reien Tag ohne schlechtes Gewissen einlegen kann.

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INSTA/@INNANALEBA­N Inanna Leban: «Ich gehe auch mit Fieber ins Gym.»
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Die Zürcherin vor (l.) und nach (r.) ihrer Lebensumst­ellung.
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