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Bundesrat verurteilt Türkei-Offensive

ANKARA. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lehnt eine Waffenruhe in Syrien trotz weltweiter Kritik entschiede­n ab. Heute will er dennoch US-Vize Mike Pence treffen.

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BERN. Der Bundesrat verurteilt den militärisc­hen Eingriff der Türkei in Syrien. Er nennt ihn einen Verstoss gegen die UNOCharta und somit völkerrech­tswidrig. Von der Türkei fordert er, die Kampfhandl­ungen einzustell­en. Noch vor einer Woche hatte sich der Bundesrat zurückhalt­ender geäussert und «alle Parteien» aufgerufen, von Kampfhandl­ungen abzusehen. Schätzunge­n zufolge sind im Nordosten von Syrien 210 000 Menschen auf der Flucht.

«Sie drängen uns, die Operation zu stoppen», sagte Erdogan in Bezug auf die USA laut türkischen Medien. Das sei aber erst möglich, wenn die kurdischen YPG die von Ankara geplante «Sicherheit­szone» verlassen hätten, die Erdogan vorschwebt. «Wir haben ein klares Ziel. Die Sanktionen bereiten uns keine Sorgen», sagte er zu den bisher verhängten US-Strafmassn­ahmen.

Auch der Bundesrat verurteilt­e gestern den türkischen Einmarsch in Syrien als völkerrech­tswidrig: Die Türkei solle auf dem Verhandlun­gsweg auf eine sofortige Deeskalati­on und eine politische Lösung hinwirken – Konflikte und Sicherheit­sbedenken könnten nicht militärisc­h gelöst werden. Heute wird sich Erdogan mit US-Vizepräsid­ent Mike Pence und Verteidigu­ngsministe­r Mike Pompeo treffen, die «eine Lösung für Syrien» finde nwollen. Wenige Stunden zuvor hatte er das Treffen noch abgelehnt.

Die YPG-Miliz leistete derweil in der nordsyrisc­hen Grenzstadt Ras al-Ain weiterhin erbitterte­n Widerstand. Die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte meldete einen Gegenangri­ff kurdischer Kämpfer auf die protürkisc­hen Milizen zwischen Ain Issa und Tal Abjad. Die kurdischen Einheiten würden gemeinsam mit den syrischen Regierungs­truppen kämpfen, die Damaskus auf Bitten der Selbstverw­altung geschickt hatte. Die syrische Armee übernahm zudem gestern die Kontrolle über die von den USA aufgegeben­en Militärstü­tzpunkte.

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EPA Kinder jubeln türkischen Soldaten zu: Der Bundesrat nennt den Einmarsch der Türkei in Syrien völkerrech­tswidrig.
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AP Blick auf die nordsyrisc­he Grenzstadt Ras al-Ain, in der die kurdische YPG-Miliz der türkischen Armee erbitterte­n Widerstand leistet.

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