20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
In Moscheen sollen ab sofort alle Predigten gefilmt werden
KRIENS. Ein Imam wird verdächtigt, zu Gewalt gegen Frauen aufgerufen zu haben. Predigten in muslimischen Gebetshäusern sollen daher ab sofort gefilmt werden.
Der Vorwurf wiegt schwer: Der irakische Imam Abdulrahman O. (38) soll in einer Freitagspredigt in der Moschee Dar Assalam in Kriens zu Gewalt gegen Frauen aufgerufen haben. Die Luzerner Staatsanwaltschaft hat gegen den Imam eine Untersuchung eingeleitet. Es gilt die Unschuldsvermutung (20 Minuten berichtete).
Der Moscheeverein Dar Assalam teilte gestern mit, dass sie den Imam per sofort freistellte. Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt, empfiehlt die Islamische Gemeinde Luzern (IGL) nun den Moscheen als Sofortmassnahme, die Predigten der Imame zu filmen und die Aufnahmen für mindestens ein Jahr aufzubewahren, wie IGLPräsident Petrit Alimi sagt. Es handle sich um eine Empfehlung, nicht um eine Richtlinie. Die DarAssalamMoschee werde die Massnahme jedoch ab sofort umsetzen, sagt Alimi. «Besser wäre es, wenn der Imam auf Deutsch predigen würde, dann wäre es nämlich transparent, und man bräuchte keine Dolmetscher mehr.» Weil in der Schweiz keine Imame ausgebildet würden, sei das aber schwierig.
Die Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz unterstützt den Vorschlag, Predigten zu filmen. «Verschiedene Moscheen machen bereits Ton und/oder Bildaufnahmen – hauptsächlich zum Selbstschutz, um fälschliche Anschuldigungen entkräften zu können», sagt Sprecher Pascal Gemperli. Es bestehe aber die Gefahr, dass eine solche Massnahme die Imame unter Generalverdacht stelle.