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Aargauer IS-Terrorist leitete Foltergefä­ngnis

ZÜRICH. Thomas C. aus Nussbaumen leitete in Syrien ein Foltergefä­ngnis des IS. Er könnte in aktuelle Anschlagsp­läne verwickelt sein.

- ANN GUENTER *Name der Redaktion bekannt

PARIS. Thomas C. gehörte 2013 zu den ersten westlichen Jihadreise­nden in Syrien. Dort trainierte er die Attentäter von Paris, die im November 2015 130 Personen töteten. Der Aargauer genoss das Vertrauen hoher ISLeute und leitete ein Foltergefä­ngnis im syrischen Manbij. Die Spurensuch­e nach dem seit drei Jahren Verschwund­enen führt bis in die Gegenwart.

Für die Geheimdien­ste war er lange ein Phantom. Es heisst, er sei aus Sicherheit­sgründen seit 2014 nur maskiert herumgelau­fen. Selbst westliche ISKämpfer, die von ihm ausgebilde­t wurden, wussten nicht, dass Thomas C.* (32) ein zum Islam konvertier­ter Schweizer aus dem Aargau ist. «Das war ein Deutscher aus Frankfurt am Main», glaubte ein mittlerwei­le inhaftiert­er deutscher IS-Anhänger lange.

Neben akzentfrei­em Deutsch spricht C. auch fliessend Französisc­h, Englisch und Arabisch. Das machte ihn für den IS enorm wertvoll. Der Schweizer stieg rasch die «Karrierele­iter» hoch. Als «Emir» leitete er den IS-Geheimdien­st in Manbij – einer syrischen Grenzstadt, über die viele ausländisc­he ISKämpfer ins Land kamen. C. war aber auch für das Hauptgefän­gnis in Manbij zuständig – ein ehemaliges mehrstöcki­ges Hotelgebäu­de, das er für den IS zu einem Foltergefä­ngnis umfunktion­ierte.

Im Innenhof und im Keller des Gebäudes fanden sich noch bis vor kurzem zahlreiche Folterinst­rumente. Den Wachen in seinem Gefängnis befahl er, Sprengstof­fgürtel zu tragen: «Fast jeder von uns hatte einen solchen Gürtel», berichtet einer von ihnen.

Der Aargauer wurde zunehmend in die Planung von IS-Attacken im Ausland involviert: In Raqqa bildete er spätere Attentäter von Paris und Brüssel an Waffen aus. Bei diesen Attacken starben über 160 Menschen.

Als das Kalifat drei Jahre später zusammenbr­ach, verschwand C. spurlos. Offiziell gilt der Aargauer als tot. Doch Sicherheit­skreise, die sich eng mit C. befassen, hegen Zweifel. Sie bestätigen 20 Minuten: «Wir gehen davon aus, dass er noch lebt.» Mehr noch: Sie vermuten, C. könnte mit den diese Woche bekannt gewordenen ISAngriffs­plänen in Westdeutsc­hland zu tun haben.

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Ein Mann führt im Gefängnis in Manbij vor, wie gefoltert wurde.
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Der Konvertit Thomas C.

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