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«Venedig wurde in die Knie gezwungen»
VENEDIG. Das schwerste Hochwasser seit über 50 Jahren hat Venedig grosse Schäden zugefügt. Eine Person starb.
VENEDIG. Ein starker Sturm und Dauerregen liessen in der Nacht auf gestern das Wasser in Venedig auf einen Rekordstand steigen. Zuletzt kämpfte die Stadt vor 53 Jahren mit einem derartigen Hochwasser. Mindestens ein Mensch starb, der Bürgermeister sprach von einer Katastrophe, die die Stadt in die Knie gezwungen habe. Noch gestern wurde eine Taskforce gebildet, die Massnahmen zum Schutz der Kunstwerke der Lagunenstadt ergreifen soll.
Anhaltende Regenfälle und starke Winde haben Venedig unter Wasser gesetzt. Bis kurz vor Mitternacht in der Nacht auf gestern stieg das Wasser in der Lagunenstadt auf 187 Zentimeter über den Meeresspiegel – der höchste Wert seit 1966, als 194 cm erreicht wurden. Der Wind schleuderte Wassertaxis ans Ufer und versenkte einige, rund 60 Schiffe wurden beschädigt. Gondeln und Boote wurden losgerissen und trieben durch Kanäle, Hotels wurden überschwemmt. Wasser flutete auch den Markusdom und stieg bis zu 1,10 Meter hoch. «Der Sturm war der absolute Horror», sagt LeserReporter Walter Niklaus. Gestern entspannte sich die Lage, es kam aber zu weiteren Stromausfällen. Viele Schulen blieben geschlossen. Das Hochwasser forderte mindestens ein Menschenleben: Ein 78Jähriger starb auf der Insel Pellestrina an einem Kurzschluss, als er die Entwässerungspumpe in seinem Haus wieder in Gang setzen wollte.
Das italienische Kulturministerium setzte gestern eine Taskforce ein, die Massnahmen zum Schutz der Kunstschätze der
Stadt ergreifen soll: Das Salzwasser könnte etwa an historischen Mauern Langzeitschäden auslösen. Bürgermeister Luigi Brugnaro sprach von einer Katastrophe und wollte den Notstand ausrufen. Er macht den Klimwawandel für das Drama verantwortlich. «Venedig wurde in die Knie gezwungen», sagte er. Luca Zaia, Präsident der Region Venetien, nannte die Zerstörungen «apokalyptisch».