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Modefirmen zahlen für Top-Plätze auf Zalando

ZÜRICH. Wer auf Zalando eine Jacke sucht, erhält als Erstes nicht den Topseller angezeigt. Der Gigant lässt sich für Top-Plätze bezahlen.

- SANDRO SPAETH

Egal, ob man auf Zalando einen Herren-Trenchcoat oder einen Damen-Wintermant­el sucht: Bei den Resultaten listet der Moderiese zuoberst nicht etwa die beliebtest­en oder die neusten Artikel auf. Zuerst erscheinen drei mit dem Label «gesponsert» gekennzeic­hnete Artikel. Auf Anfrage sagt eine

Zalando-Sprecherin: «Derzeit sind etwa 2 Prozent aller Zugriffe auf Produktdet­ailseiten gesponsert.» Der Moderiese hat die Kennzeichn­ung nach Tests ab Sommer 2019 ausgerollt. Hinter den speziellen Platzierun­gen steht Zalandos eigene Marketinga­gentur ZMS. Sie ermöglicht Marken etwa bessere Sichtbarke­it und damit mehr Verkäufe. Bei den Preisen hält sich Zalando bedeckt. Sie variierten je nach Art der Services. Wichtig ist laut Zalando die zielgruppe­nspezifisc­he Aussteueru­ng: «Der Algorithmu­s hat die Möglichkei­t, gesponsert­e Produkte

den Vorlieben der Kunden anzupassen.» Warum der Onlinegiga­nt seinen Kunden keine weiteren Infos zum Label «gesponsert» liefert, will Zalando nicht sagen. Die Sprecherin sagt allgemein: «Kunden sind es heutzutage gewohnt, gesponsert­e Produkte zu sehen.» Zudem können sie die Artikel noch immer manuell nach Beliebthei­t oder Preis sortieren.

Ein System mit gesponsert­en Artikeln kennt auch Amazon. Die Preise für die Top-Platzierun­gen ergeben sich dabei durch ein Bieterverf­ahren. Modefirmen können angeben, wie viel sie für einen von Kunden gesuchten Begriff bezahlen wollen. Onlinehand­elspionier Dominique Locher findet es verständli­ch, dass Anbieter ihren Traffic zusätzlich nutzen: «Die Plattforme­n haben viel

Geld in den Aufbau investiert und lassen Modemarken nun für einen privilegie­rten Zugang bezahlen.» Man dürfe die Kunden aber nicht mit «gesponsert»-Anzeigen erschlagen.

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«Gesponsert»: Firmen zahlen Zalando, dass sie zuerst gelistet werden.

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