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Ex-Botschafte­r über die Folgen der Abhöraffär­e

Ex-Botschafte­r Tim Guldimann glaubt nicht, dass die Schweizer Aussenpoli­tik wegen der Spionageaf­färe leidet.

- DANIEL GRAF

Herr Guldimann, Politiker fürchten um den Ruf der neu-tralen Schweiz. Sie nicht?

Ich habe Mühe damit, wenn immer mit der Neutralitä­t argumentie­rt wird. Hier geht es nicht um Rüstungsgü­ter, mit Neutralitä­t hat das nichts zu tun. Wir haben immer Angst, dass wir im Ausland nicht mehr geliebt werden. Ich habe keine Angst. Ich glaube nicht, dass die aussenpoli­tische Arbeit der Schweiz durch die CryptoAffä­re belastet wird. Der internatio­nale Aufschrei ist ausgeblieb­en. War der Export der Chiffrierm­aschinen unbedenkli­ch?

Es gilt die Handels und Gewerbefre­iheit, Verschlüss­elungstech­nologie unterliegt keiner Exportbewi­lligung. Firmen können solche Geräte so frei exportiere­n wie Kleiderbüg­el. Moralisch war das Geschäft dieser Firma aber höchst verwerflic­h. Mit den Informatio­nen wurden Kriege beeinfluss­t. Kann die

Schweiz da noch als neutral bezeichnet werden?

Die Schweizer Hilfe betrifft eine Firma, die von unserem Territoriu­m aus tätig war, nicht den Staat.

Wenn der Staat davon wusste? Dann wäre es kritischer. In dem Fall stellt sich die Frage, weshalb unsere Behörden nichts unternomme­n haben. Das hätte intern untersucht werden müssen. Man muss immer davon ausgehen, dass alles rauskommt. Behörden können handeln, ohne alles sofort öffentlich zu machen, solange sie nur nichts vertuschen. Am

schlimmste­n ist oft, wissend nichts zu tun.

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KEYSTONE Tim Guldimann war fünf Jahre Botschafte­r in Berlin.

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