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«Ich will nicht viel Geld – ich will ein schönes Leben»
ST. MORITZ. Die Dänin Kamilla Seidler (37) war 2016 die beste Köchin Südamerikas. Jetzt betreibt sie in Kopenhagen ein soziales Restaurant.
Kamilla Seidler, Sie sind eine der Gastköchinnen am diesjährigen St.Moritz Gourmet Festival. Ist es Ihr erster Besuch? Im Engadin ja. Als Kind war ich einmal in Zürich und habe nur noch eine Erinnerung: In einem Supermarkt kauften wir Gurken, die zentimeterweise angeboten wurden. Das war superschräg und teuer.
Wie kamen Ihre Kochkreationen in St. Moritz an?
An der Kitchen Party hatte ich ein Gespräch mit einem Mann, der auf der ganzen Welt in den besten Restaurants gegessen hat. Er sagte mir, dass er meine einfache, pure Art des Kochens extrem schätze, weil er die lieblichen, überwürzten Geschmäcke, besonders in der amerikanischen Küche, nicht mehr sehen könne.
Das Gourmet Festival hat dieses Jahr nur weibliche Chefs eingeladen. Wie schätzen Sie dieses Zeichen ein?
Das Festival verfolgt damit ehrliche und kaum kommerzielle Absichten – das ist gut. Es bringt das Thema Gleichberechtigung in der Gastronomie wieder auf die Agenda. Warum muss man das FrauenThema überhaupt diskutieren? In Sterne-Restaurants bekommen Frauen oft noch immer Menükarten ohne Preisangaben, weil davon ausgegangen wird, dass sowieso der Mann bezahlt. Solange sich solche
Dinge nicht ändern, müssen wir darüber sprechen.
Sie bezeichnen Ihr Restaurant Lola in Kopenhagen als soziales Projekt. Warum?
Wir unterstützen Flüchtlinge, Frauen und haben uns gegen viel Geld, dafür für ein schönes Leben entschieden.