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Flugbegleiter wollen nicht mehr in Italien übernachten
ZÜRICH. Die Besatzung der Helvetic Airways muss in Norditalien unweit der abgesperrten CoronavirusZone übernachten.
In Europa ist Italien derzeit das Land mit den meisten Coronavirus-Infektionen. Als Epizentrum gilt die Stadt Codogno. Im nur eine Autostunde entfernten Mailand landet jeden Tag ein Flugzeug der Helvetic Airways im Auftrag der Swiss. Die Crew übernachtet dann vor Ort. Besonders wohl fühlen sich die Mitarbeiter dabei nicht, wie ein Flugbegleiter der Swiss sagt: «Wenn sogar Mailand seine Schulen schliesst, die Läden so gut wie leer sind und die Swiss die Crew trotzdem noch dorthin sendet, finde ich das nicht ganz fair.» Es müsse eine Lösung geben, damit die Flugzeugbesatzung nicht mehr dort übernachten müsse.
Helvetic Airways bestätigt, dass pro Tag zehn Besatzungsmitglieder in Mailand übernachten. Daran soll sich im Moment auch nichts ändern. Denn nach offiziellen Angaben gibt es keinen Grund, die Flüge nach Italien und zurück zu unterbrechen, wie ein Sprecher der Fluggesellschaft sagt. Die Crew sei seit Beginn der Coronavirus-Welle regelmässig und ausführlich informiert worden. An Bord seien auch
Schutzausrüstungen und Masken vorhanden.
Auch die Auftraggeberin Swiss sieht noch keinen Handlungsbedarf. Sie selbst fliegt einmal in der Woche Venedig und Florenz an – dort muss auch die Swiss-Besatzung jeweils eine Nacht übernachten. Dabei können Swiss-Mitarbeiter ihren Einsatz in begründeten Ausnahmefällen umge
hen, denn die Fluggesellschaft arbeitet mit Kapers, der Gewerkschaft des Kabinenpersonals, zusammen. Im Gesamtarbeitsvertrag gebe es eine Klausel, die Mitarbeitenden in bestimmten Situationen Schutz biete, etwa beim Einsatz in Krisengebieten. Helvetic Airways kennt nach eigenen Angaben keine solche Klausel.