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Urteil im Fall Céline – Tränen im Gerichtssaal
DIETIKON. Der Fall Céline sorgte landesweit für Schlagzeilen und Betroffenheit. Gestern wurde der Ex-Freund vom Jugendgericht verurteilt.
Der heute 17-jährige Ex-Freund von Céline stand gestern Nachmittag vor dem Jugendgericht in Dietikon. Das 13-jährige Mädchen aus Spreitenbach hatte sich im August 2018 umgebracht, nachdem es massiv vom damals 15-jährigen Beschuldigten und dessen Ex-Freundin (16) gemobbt worden war.
Vor dem Dietiker Bezirksgebäude kam es zu emotionalen Szenen: Eltern und Freunde umarmten sich, vier Freundinnen von Céline hielten eine Mahnwache ab: «Wir vermissen ihre positive Ausstrahlung und ihr Lachen.» Vom Gerichtsprozess erhofften sie sich eine gerechte Strafe, damit der Beschuldigte daraus lernt.
Auch im Gerichtssaal wurde es emotional. Während der Anwalt von Célines Eltern seine Schilderungen vortrug, brach die Mutter immer wieder in Tränen aus. «Es war ein Teufelskreis, aus dem Céline nicht herauskam», so der Anwalt. Der Beschuldigte habe sie schamlos ausgenutzt. Die Situation sei eskaliert, als er Céline dazu aufgefordert habe, ihn oral zu befriedigen, was sie ablehnte. «Dann hat er die
Drohung wahr gemacht und ein erotisches Bild von Céline an seine Ex-Freundin geschickt.» Diese veröffentlichte das Foto in ihrer SnapchatStory. Dieser Vertrauensmissbrauch und die Angst, dass er noch weitere Bilder verschicken könnte, hätten Céline in den Suizid getrieben. Er verlangte eine Verurteilung wegen sexueller Nötigung. Die Jugendanwältin und der Anwalt des Beschuldigten forderten eine Verurteilung wegen Nötigung und Pornografie. Das Jugendgericht folgte ihnen: Der heute 17-Jährige wurde zu einem Arbeitseinsatz von sieben Tagen verurteilt – davon muss er vier leisten. Zudem wurde eine Betreuung durch eine Sozialarbeiterin angeordnet. Célines Eltern verliessen während der Verkündung aus Protest den Saal.