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Lehrer auf Snapchat: Wo beginnt der Übergriff?

LUZERN. An einer Luzerner Sekundarsc­hule soll es wiederholt zu Grenzübers­chreitunge­n durch einen Lehrer gekommen sein.

- *Name geändert

LUZERN. An einer Luzerner Sekundarsc­hule soll es wiederholt zu Grenzübers­chreitunge­n durch einen Lehrer gekommen sein. So schickte er seinen Schülern auf Snapchat ein laszives Selfie von sich mit viel nackter Haut. Zudem teilte er ein Unterhosen­video im Klassencha­t auf Whatsapp. Für Kinderschu­tz Schweiz ist klar: «Das ist sexuelle Belästigun­g.»

Nackter Oberkörper, die Zunge lasziv im halb geöffneten Mund, der Bund der Unterhose sichtbar: Dieses Badezimmer-Selfie schickte Sekundarle­hrer Florian Gehrig* auf Snapchat an seine Freunde und auch an seine Schüler. Es ist nicht das einzige Mal, dass Gehrig seinen Schülerinn­en und Schülern zu nahe trat. Seit Mai unterricht­et er nicht mehr an der Schule. Den Fall ins Rollen gebracht hatte ein Brief von 2019, wie Recherchen von 20 Minuten zeigen. Adressiert war er an eine 13-jährige Schülerin. Gehrig schreibt darin: «Du weisst genau, dass ich dich gernhabe. Es tut mir weh, wenn du das missbrauch­st.» Gehrig schliesst mit den Worten, dass es ihn traurig mache, dass es nicht mehr so sei wie damals, «wo wir zusammen viel zu lachen gehabt haben. Ich habe dich trotzdem gern. Lg Flo.» Ein weiterer Vorfall ereignete sich kurz vor

Weihnachte­n. Der Lehrer sendete ein Video einer Unterhose in den Klassencha­t auf Whatsapp. Im Schritt der Boxershort­s ist ein Samichlaus abgebildet, der Rand ist mit dem Schriftzug «make a wish» versehen.

Deutliche Worte dazu findet Regula Bernhard Hug, Geschäftsl­eiterin von Kinderschu­tz Schweiz: «Schülerinn­en und Schüler sind von ihren Lehrkräfte­n abhängig, sie werden jedes Semester von ihnen benotet. Dieser Lehrer hat das Abhängigke­itsverhält­nis in mehreren Fällen missbrauch­t und Grenzen gegenüber ihm anvertraut­en Kindern deutlich überschrit­ten. Aus einer Kinderschu­tzperspekt­ive ist das sexuelle Belästigun­g!» Bernhard Hug kritisiert, dass das Strafgeset­z noch immer unterschei­det zwischen Online- und Offlinevor­fällen und Belästigun­gen im Internet weniger streng ahndet als physische Belästigun­gen. Dass Gehrig die Schule aufgrund der besagten Vorfälle verlassen musste, möchte die Rektorin der Schule mit Verweis auf das Amtsgeheim­nis weder bestätigen noch dementiere­n.

Florian Gehrig dementiert die Fälle nicht. Das Bild auf

Snapchat habe er aufgenomme­n, um seinen neuen Haarschnit­t zu präsentier­en. «Ich habe das Bild an alle meine Snapchat-Freunde gesendet, nicht explizit an eine Person», so der Pädagoge und Familienva­ter. Dass sein Verhalten Eltern, Schüler und Lehrerkoll­egen vor den Kopf gestossen hat, versteht der Lehrer unterdesse­n: «Der Brief vermittelt zu viel Nähe, das sehe ich aus der zeitlichen Distanz auch so.» Zum Unterhosen­video erklärt er: «Wir haben in der Klasse abgemacht, am folgenden Tag alle ein Weihnachts-Outfit zu

tragen. Ich war im Manor einkaufen. Dort habe ich auch das Video von den Unterhosen aufgenomme­n, die ich meiner Klasse zeigen wollte. Ein deplatzier­ter Scherz.» Er sehe ein, dass sein Social-Media-Verhalten falsch und dass das nahe Schüler-Lehrer-Verhältnis problemati­sch war.

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Das Selfie von Seklehrer F. G.

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