20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Media-Markt verordnet Zwangsferien
DIETIKON. Als MediaMarkt-Angestellte im Lockdown nicht arbeiten konnten, buchte ihr Arbeitgeber die erste Woche ungefragt als Ferien ab.
KONTROVERS MediaMarkt Schweiz buchte den Filialmitarbeitern die erste Woche des Lockdown ungefragt als Ferien ab, wie Mitarbeiterin I.* zu 20 Minuten sagt. Bemerkt habe sie es erst im Nachhinein beim Blick auf die Zeitabrechnung. In der Woche darauf habe MediaMarkt Kurzarbeit beantragt. Als I. ihren Vorgesetzten nach den Gründen fragte, habe dieser geantwortet, dass das normal sei. Darauf hakte sie bei der Personalabteilung nach, wo es geheissen habe, die Mitarbeiter von Media-Markt seien so loyal, dass sie dies akzeptieren würden. Doch I. will das nicht akzeptieren. «Wir arbeiten so viel und die Chefs nehmen uns die Ferien weg. Wie sie mit uns umgehen, ist nicht akzeptabel», sagt I. Deshalb holte sie sich vor einer Woche Hilfe beim Rechtsschutz.
«Das geht nicht», sagt der Arbeitsrechtsexperte Thomas Geiser von der Uni St. Gallen zu 20 Minuten. Ferien müssten im Voraus von der Arbeitgeberin angeordnet werden. «Die Anordnung muss so frühzeitig erfolgen, dass der Erholungszweck erreicht werden kann.»
Media-Markt begründet den Schritt auf Anfrage mit dem nationalen Notstand, auf den von einem Tag auf den anderen habe reagiert werden müssen. Oberstes Ziel sei es gewesen, Kündigungen und Härtefälle zu vermeiden. Deshalb habe Media-Markt am ersten Tag des Lockdown einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt und so sichergestellt, dass die Mitarbeiter trotz Krise einen Arbeitsplatz haben werden, an den sie zurückkehren können. Genauso schnell seien alle Mitarbeiter schriftlich und via internen Chat darüber informiert worden, dass die Zeit von der Schliessung der Märkte bis zum Anfang der Kurzarbeitszeit über Überstunden und Ferientage abgegolten wird, was schliesslich circa einer Woche entsprochen habe.
*Name der Redaktion bekannt