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Hier nehmen Starköche gern eine kulinarische Auszeit
JENINS. Für Weinliebhaber gibt es keinen besseren Ort als den Alten Torkel. Die ausgezeichnete Küche und die Atmosphäre machen das Glück perfekt.
Das Dörfchen Jenins zählt zu den schönsten Flecken der Schweiz und liegt erst noch mitten in einem der spannendsten Weinbaugebiete Europas, der Bündner Herrschaft. Hier haben sich Oliver Friedrich und seine Frau Julia einen Lebenstraum verwirklicht. Ihr Konzept: ein einzigartiges Angebot an Bündner Weinen und erstklassige, unkomplizierte Speisen mit Produkten aus der unmittelbaren Umgebung. Im Keller schlummern auch Raritä
ten, die man sonst nirgendwo findet. Der älteste Schatz des früheren Sommeliers von Andreas Caminada ist ein Blauburgunder vom Maienfelder Schloss Salenegg aus dem Jahr 1948. Selbst im Offenausschank gibt es höchst Bemerkenswertes, etwa einen 31 Jahre alten Completer von GianBattista von Tscharner aus Reichenau.
Den 20 Offenweinen sind jeweils eine Reihe passender Gerichte zugeordnet. Eine der Empfehlungen zum Completer: Siedfleischsalat mit SchnittlauchVinaigrette, frisch geriebenem Meerrettich und Kapern. Zu den Ravioli mit Fläscher Spargel, Erbsen und Morcheln geniessen wir einen beglückenden, restsüssen Pinot blanc Spotläs 2018 aus dem Hause von Tscharner. Den Spargel gibt es natürlich auch als knackige Stangen mit unverschämt guter, luftiger Hollandaise. Die Beilage? Köstliche, à part gereichte Salzkartoffeln mit einer tüchtigen Portion Butter. Vor abgehobenen Predigten über Wein muss sich bei Oliver Friedrich übrigens niemand fürchten. «Eine Geschichte und ein paar persönliche Eindrücke sagen viel mehr aus als alle Fachbegriffe», ist der Gastgeber überzeugt. Heiko Nieder, der mit zwei «Michelin»Sternen dekorierte Küchenchef des The Restaurant im Zürcher Dolder Grand, sitzt am Tag unseres Besuchs mit der Familie auf der Terrasse inmitten der Weinberge – und ist begeistert vom Alten Torkel. «Exzellente Küche, grossartige Weine», urteilt der Starchef. Andreas Caminada kam natürlich auch schon vorbei und lobt das Lokal in den höchsten Tönen.
Fürs Dessert setzen wir uns auf eine Bank zwischen den Reben. Hier kann man auch einfach ein Plättli und ein Glas Blauburgunder für 6.50 Franken geniessen.