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«Ich wollte mir den Kopf abreissen»
ZÜRICH. Bei seiner ersten Migräne-Attacke war M. H.* sechs Jahre alt. Nichts konnte seine Schmerzen lindern. «Meinen Eltern sagte ich, dass ich nicht mehr leben möchte», erzählt der heute 27-Jährige.
«Als ich zum ersten Mal eine Migräne-Attacke hatte, war ich mit meiner Familie am Strand. Da war ich sechs Jahre alt. Es war ein unerträglicher Schmerz. Als würde etwas von innen gegen meinen Kopf hämmern. Zu Hause musste ich mich mehrmals übergeben.
Meine Eltern gingen mit mir zum Kinderarzt. Er verschrieb mir Tabletten, sie nützten nicht viel. Da der Arzt keine Ursache für meine Kopfschmerzen fand, musste ich in die Röhre. Doch es war kein Tumor, auch eine epileptische Störung konnte ausgeschlossen werden. Ich musste die Schmerzen einfach aussitzen.
Manchmal waren sie so stark, dass ich am liebsten gestorben wäre. Ich wollte mir den Kopf abreissen! Am ersten Schultag sagte ich meiner Lehrerin, dass ich ab und an wegen meines starken Kopfwehs früher nach Hause müsse. Sie hatte Verständnis dafür. Anders als meine Schulkameraden. Ich wurde zwar nie direkt gemobbt, aber ich musste mir immer wieder Sprüche anhören.
Mit neun stellte ein Kinderneurologe die Diagnose Migräne. Mein Kopfweh konnte aber auch er nicht lindern. An Geburtstagsfeiern ass ich ein oder zwei Guetsli, während die anderen herzhaft zulangten. Denn Glukosesirup und gewisse Zusatzstoffe lösten bei mir die Migräne aus.
Mit etwa 12 Jahren wurden die Attacken seltener. Seit der Pubertät habe ich vielleicht noch ein-, zweimal im Jahr Migräne. Heute kann ich zwar Parfüms und Deos tragen, aber geruchsempfindlich bin ich noch immer – und auch Gesprächslärm kann bei mir noch heute Kopfschmerzen auslösen.
Die vielen
Arzt- und Spitalbesuche als Kind haben mich geprägt:
Ich bin im letzten Jahr meines Medizinstudiums.»