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«Ich liess mir ständig Morphium spritzen»
SOLOTHURN. Alessia (25) leidet an einer schweren Skoliose. Für die Turnerin brach eine Welt zusammen. Heute hat sie gelernt, mit ihren Einschränkungen zu leben.
Alessia, was ist dein Makel?
Ich habe eine Skoliose, das heisst, meine Wirbelsäule ist gekrümmt. Lange blieb die Fehlstellung unentdeckt, und als ich mit 14 die Diagnose erhielt, wurde ich zuerst falsch behandelt.
Inwiefern falsch behandelt?
Ich habe intensiv Geräteturnen gemacht und mit 14 hatte ich vermehrt Rückenschmerzen. Ich ging zum Orthopäden, der Skoliose diagnostizierte. Er meinte aber, dass ich weiterhin turnen könne und auch kein begradigendes Korsett brauche.
Wie ging es weiter?
Zehn Jahre später erfuhr ich, wie schlimm es meinem Rücken eigentlich geht. Nach einem Unfall war ich beim Arzt. Er hat meinen Rücken geröngt und ist richtig erschrocken: Meine Wirbelsäule war im unteren Bereich um 57 Grad gekrümmt und im oberen um 34 Grad. Nach einem Termin bei einem Spezialisten war klar, dass ich mich operieren lassen muss.
Wie war das für dich?
Ich habe vor der OP viel geweint. Ich konnte den Gedanken, nicht mehr so beweglich zu sein, kaum ertragen.
Wie verlief die Operation?
Direkt nach der OP ging es mir sehr schlecht. Ich hatte extreme Schmerzen, liess mir ständig Morphium spritzen.
Ging es dir danach besser?
Die Schmerzen gingen langsam weg, ich konnte mich wieder mehr bewegen. Auch psychisch ging es mir wieder besser.
Was hat dir dabei geholfen?
Meine Eltern, mein Freund und meine 171 000 Tiktok-Follower. Schlussendlich hatte es aber wohl mit meiner Einstellung zu tun, dass ich die Dinge wieder positiv sehen konnte.