20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Beizen und Läden planen den Lockdown-Aufstand
BERN. Schweizer Gastronomen wollen am Montag ihre Lokale öffnen – trotz Corona-Verbot.
ZÜRICH. Restaurants, Läden und Fitnessstudios rufen europaweit dazu auf, am Montag aus Protest gegen die Corona-Massnahmen illegal zu öffnen. In der Schweiz sind Dutzende Gewerbler dabei – obwohl ihnen bis zu 10000 Franken Busse drohen. «Ich habe nichts mehr zu verlieren», sagt eine Basler Café-Betreiberin. Die Verbände verstehen den Frust, sind aber gegen die Revolte.
Unter dem Hashtag #wirmachenauf organisieren sich schweizweit Gastronomen und Gewerbler. Sie wollen ihre Lokale und Geschäfte am Montag öffnen, auch wenn die Covid19-Verordnung dies verbietet.
Gegen 100 Ortschaften waren bis gestern Nachmittag aufgeführt, in einer TelegramGruppe mit rund 6000 Teilnehmern haben Dutzende Geschäfte ihre Unterstützung zugesagt. Auch Sascha Rettenmund (43), Inhaber der Gentil’s Bar in Selznach SO, ist dabei: «Ich mache meine Bar auf, weil die Gastronomie für die Bevölkerung als sozialer Treffpunkt wichtig ist. An uns hängen auch Lieferanten, Bäcker oder Metzger.» Die drohende hohe Busse mache ihm keine Angst: «Das ist es mir wert.»
Auch die 46-jährige S.B.*, die in Basel seit drei Jahren ein Café betreibt, macht mit: «Ich bin Alleinverdienerin und muss eine sechsköpfige Familie ernähren. Schon im ersten Lockdown hatte ich zu beissen, jetzt bekomme ich mit der Erwerbsausfall-Entschädigung noch 400 Franken. Das reicht in der Schweiz schlicht nicht.»
Die Massnahmen, die Bund und Kantone im Kampf gegen Corona erlassen haben, hält sie für «total unverhältnismässig». «Wir nehmen viel zu grosse Schäden in Kauf, um eine kleine Gruppe von Personen zu schützen. Und zwar sowohl wirtschaftliche als auch menschliche Schäden.»
Für die 46-Jährige soll es nicht einfach bei der Aktion am Montag bleiben. «Ich werde auch am Dienstag wieder öffnen. Schliesslich habe ich nichts mehr zu verlieren.» *Name der Redaktion bekannt