20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Corona-Tote: Die Hälfte starb in Altersheimen
BERN. In der zweiten Corona-Welle sind in der Schweiz mindestens 2686 Personen in Alters- und Pflegeheimen gestorben.
ZÜRICH. Trotz Schutzkonzepten und Besuchsregeln: Die zweite Welle hat die Alters- und Pflegeheime voll erfasst. Erstmals zeigen Zahlen, dass seit Oktober über 2600 Personen nach einer
Corona-Erkrankung in Heimen verstorben sind. Die Schweiz versage total beim Schutz der alten Menschen, sagt SVP-Nationalrat Thomas Matter. Die Massnahmen schützten die Falschen.
Seit Beginn der zweiten CoronaWelle Anfang Oktober verstarben in den vergangenen zwölf Wochen mehr Corona-Patienten in einem Alters- oder Pflegeheim als im Spital. Das zeigen BAG-Zahlen, die 20 Minuten exklusiv vorliegen. Bei der Hälfte der Todesfälle – 2686 an der Zahl – wurde als Todesort «Alters- und Pflegeheim» angegeben, während 2138 Corona-Positive im Spital starben. 622 Personen starben anderswo oder der Todesort war nicht angegeben. In einzelnen Wochen starben laut Statistik mehr als 300 Personen in einem Alters- oder Pflegeheim.
Die Senevita Gruppe, die rund 5000 ältere Menschen in betreuten Wohnungen, Pflegeheimen und zu Hause beherbergt, beobachtet, dass viele Heimbewohner bei einer Corona-Erkrankung lieber in den Heimen blieben, als in ein Spital zu gehen. Pressesprecherin Evelyn Ruckstuhl: «Viele unserer Bewohnenden sprechen sich im Falle einer Corona-Erkrankung gegen eine Spitalverlegung aus, in den ländlichen Regionen sind das bis zu 90 Prozent der Befragten.» Pressesprecherin Eva Strebel vom Branchenverband Curaviva: «Viele Bewohnerinnen und Bewohner wünschen gemäss Patientenverfügung
oder durch Willensäusserung auch bei einer Covid19-Erkrankung in der Institution zu bleiben, die ihr Zuhause ist.»
Inzwischen beschäftigt sich auch der Bund mit den hohen Todeszahlen in Altersheimen. So will das BAG demnächst die serielle Testung des Pflegepersonals empfehlen, wie aus einem Schreiben des Bundesamts an die Kantone hervorgeht.