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«Die Leute trauen sich nicht mehr, ihre Meinung kundzutun»
BERN. Hass und Fake News sind im Internet allgegenwärtig. Sophie Achermann kämpft dagegen.
Sophie Achermann, Sie setzen sich für einen demokratischen Diskurs und gegen Hassrede im Internet ein. Wie beschreiben Sie die politische Lage im Netz? Noch nie schieden sich die Geister im Internet so wie jetzt. Es wurden viele Leute in Verschwörungstheorien hineinkatapultiert. Damit einher gehen ein extrem aggressives Verhalten und Diskursstränge, die aneinander vorbeigehen, denn Hass ist nicht dialogfähig.
Was bedeutet das für die Demokratie?
Gerade in einem Land wie der Schweiz, in dem wir alle paar Wochen über neue Gesetze und Verfassungsänderungen diskutieren, ist dies gefährlich und schädlich für die Demokratie. Die Leute trauen sich nicht mehr, ihre eigene Meinung kundzutun, und eine kleine, laute Minderheit erscheint plötzlich wie die Mehrheitsmeinung.
Wie kann man aus dieser Blase des Hasses ausbrechen, wenn man einmal darin ist?
Es geht darum, beide Pole zusammenzubringen. Hier können beispielsweise die grossen Medienhäuser wichtige Arbeit leisten und die Vielfalt der Meinungen abbilden. Aber auch als Einzelperson sollte man versuchen, die Diskussion zu entschärfen und mit Fakten zu kontern. Am wichtigsten ist, dass man überhaupt etwas sagt.
Was erhoffen Sie sich, mit Plattformen wie Stophatespeech.ch zu erreichen?
Wir wollen die Informationsblasen aufbrechen, Diskurs ermöglichen und bewusst machen, dass hinter HatespeechPosts ganz normale Menschen stecken. Deswegen gibt es eine Chance, etwas zu ändern. Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt. Jetzt aufzugeben wäre falsch.
Sophie Achermann ist Geschäftsführerin von Alliance F und Co-Projektleiterin von Stophatespeech.ch.