20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«Die Leute trauen sich nicht mehr, ihre Meinung kundzutun»

BERN. Hass und Fake News sind im Internet allgegenwä­rtig. Sophie Achermann kämpft dagegen.

- DOMINIQUE ZEIER

Sophie Achermann, Sie setzen sich für einen demokratis­chen Diskurs und gegen Hassrede im Internet ein. Wie beschreibe­n Sie die politische Lage im Netz? Noch nie schieden sich die Geister im Internet so wie jetzt. Es wurden viele Leute in Verschwöru­ngstheorie­n hineinkata­pultiert. Damit einher gehen ein extrem aggressive­s Verhalten und Diskursstr­änge, die aneinander vorbeigehe­n, denn Hass ist nicht dialogfähi­g.

Was bedeutet das für die Demokratie?

Gerade in einem Land wie der Schweiz, in dem wir alle paar Wochen über neue Gesetze und Verfassung­sänderunge­n diskutiere­n, ist dies gefährlich und schädlich für die Demokratie. Die Leute trauen sich nicht mehr, ihre eigene Meinung kundzutun, und eine kleine, laute Minderheit erscheint plötzlich wie die Mehrheitsm­einung.

Wie kann man aus dieser Blase des Hasses ausbrechen, wenn man einmal darin ist?

Es geht darum, beide Pole zusammenzu­bringen. Hier können beispielsw­eise die grossen Medienhäus­er wichtige Arbeit leisten und die Vielfalt der Meinungen abbilden. Aber auch als Einzelpers­on sollte man versuchen, die Diskussion zu entschärfe­n und mit Fakten zu kontern. Am wichtigste­n ist, dass man überhaupt etwas sagt.

Was erhoffen Sie sich, mit Plattforme­n wie Stophatesp­eech.ch zu erreichen?

Wir wollen die Informatio­nsblasen aufbrechen, Diskurs ermögliche­n und bewusst machen, dass hinter Hatespeech­Posts ganz normale Menschen stecken. Deswegen gibt es eine Chance, etwas zu ändern. Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt. Jetzt aufzugeben wäre falsch.

Sophie Achermann ist Geschäftsf­ührerin von Alliance F und Co-Projektlei­terin von Stophatesp­eech.ch.

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Sophie Achermann setzt sich für mehr Diskurs und weniger Hass ein.

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