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Fischsterben: Müll aus Zürich beim Blausee
KANDERGRUND. In der Deponie, die beim Blausee für Fischsterben sorgte, wurde auch Material aus Zürich abgeladen. Beim Branchenverband löst dies Kopfschütteln aus.
In der Steingrube oberhalb des Blausees im Berner Kandertal wurde jahrelang illegal Abfall entsorgt – darunter auch kontaminierter Bahnschotter. Das hatte die Redaktion Tamedia im Juli 2020 aufgedeckt. Nun zeigen neue Recherchen, dass auch verschmutztes Material aus Zürich dort statt in der offiziellen Deponie Attisholz SO landete. Es seien Hunderte Tonnen Pressschlamm aus der Region Zürich ins Berner Oberland gebracht worden. Im Fokus der Ermittlungen steht eine Berner Transportfirma.
Der Fall löst beim Verband der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen Konsternation aus. «Ein solcher Steinbruch ist definitiv kein geeigneter Standort für die Ablagerung von belasteten Abfällen», sagt Geschäftsführer Robin Quartier. «Wie häufig solche kriminellen Praktiken sind, weiss ich nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Versuchung gross ist.» Er sieht zwei Gründe, die ein Transportunternehmen zu diesem illegalen Vorgehen verleiten könnten: «Erstens offerieren die Transportunternehmen oft zu tief, um den Zuschlag zu bekommen.»
Eine gesetzeskonforme Entsorgung sei bei diesen tiefen Preisen kaum möglich. Zweitens sei die Gefahr, erwischt zu werden, klein, weil Kontrollen schwierig seien: «Das belastete Material sieht oft harmlos aus, wie normale Erde. Es wird nicht in gelbe Fässer mit Totenkopf abgepackt.»