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«Biden weiss, dass er schnell sein muss»

WASHINGTON. Das Land ist gespalten wie selten zuvor und gezeichnet von der Pandemie. Joe Biden will darum gleich loslegen.

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Er wolle nach seiner Amtseinfüh­rung sofort eine radikale Abkehr der Politik seines Vorgängers einleiten, sagte der neue Präsident gestern. So wird sich die Biden-Administra­tion ab dem ersten Tag dem dringlichs­ten Problem zuwenden: der Bekämpfung der Pandemie. Allerdings hat sie dabei wenig Spielraum, da dies Sache der einzelnen Bundesstaa­ten ist.

Und dennoch: «Es wird sofort zu Verschärfu­ngen der Maskenpfli­cht in allen öffentlich­en Gebäuden und Arealen kommen, überhaupt wird sich das ganze Narrativ rund um die Pandemie stark ändern», sagt Thomas Jäger, Politologe und USA-Experte der Universitä­t Köln.

Ebenfalls ist schon klar, dass die USA wieder dem internatio­nalen Klimaabkom­men und der Weltgesund­heitsorgan­isation beitreten werden. Laut Jäger wird Biden aussenpoli­tisch im Gegensatz zu Trump auf Allianzen setzen und die Verbündete­n der USA einbinden. Die Beziehunge­n zu China bleiben aber angespannt, die zu Russland werden komplizier­ter.

Einschneid­endes dürfte die Wirtschaft sehen: Zwei riesige Konjunktur­programme sind auf dem Weg – ein 1,9-Billionen-Dollar-Corona-Paket zum einen, zum anderen ein 3-Billionen-Dollar-Paket für den Green New Deal. Mit Letzterem soll die Wirtschaft ganz auf erneuerbar­e Energien ausgericht­et werden – sofern der Kongress das zulässt. «Es ist fast das Gegenteil davon, was Trump aufgegleis­t hat», so Jäger, «und Biden weiss: Er muss schnell sein.»

Gleichzeit­ig liegt Bidens Augenmerk auf der Innenpolit­ik.

Verschärfu­ngen in der Migrations­politik wird er zurücknehm­en und den Status der Dreamers, der Kinder illegaler Einwandere­r, verbessern. Und er hat sich zwei weitere grosse

Projekte zum Ziel gesetzt: Biden will den tief verwurzelt­en strukturel­len Rassismus und das Problem der Polizeigew­alt angehen. Über allem stehe aber das vordringli­chste Ziel: eine nationale Versöhnung und Entgiftung einleiten zu können. «Wie er das anstellen wird, weiss ich allerdings nicht», so Jäger. «Ich befürchte, dass er damit scheitern wird.»

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