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«Pro Infizierte­n müssen bis zu 65 Personen in Quarantäne»

ZÜRICH. Wegen der Virusmutat­ionen müssen mehr Menschen in Quarantäne. Andreas Juchli, Leiter des Zürcher Contact-Tracing, nimmt Stellung.

- DANIEL GRAF

Wird künftig eine Person positiv auf eine ansteckend­e Mutation getestet, sollen die Contact-Tracer nicht nur herausfind­en, mit wem die Person in den letzten fünf Tagen Kontakt hatte, und diese Personen unter Quarantäne stellen, sondern auch noch all deren Kontakte. «Auf einen Infizierte­n kommen mit der neuen Regelung bis zu 65 Personen, die in Quarantäne müssen», sagt Andreas Juchli, operativer Leiter des Contact-Tracing im Kanton Zürich.

Herr Juchli, was bedeuten die neuen Mutationen für das Contact-Tracing?

Wir haben für die mutierten Varianten eine Taskforce mit 40 Mitarbeite­nden gegründet. Bisher hatten wir es ausschlies­slich mit Einzelmeld­ungen aus den Labors zu tun, die bei der Sequenzier­ung festgestel­lt haben, dass sich jemand mit einer mutierten Variante angesteckt hat. Käme es aber zu einem Fall wie in St. Moritz oder Wengen, hiesse das sehr schnell sehr viel Arbeit für uns.

Wie können Ausbrüche wie in St.Moritz oder an Schulen verhindert werden?

Das Hauptprobl­em ist derzeit die Sequenzier­ung, die länger dauert als das Auswerten eines gewöhnlich­en Tests. In Wengen etwa geht man davon aus, dass erste Infektione­n mit der mutierten Variante um Weihnachte­n stattgefun­den haben. Dass es sich um einen grösseren Ausbruch handelte, wusste man aber erst am 10. Januar. In der Zwischenze­it können natürlich gerade mit den neuen Varianten viele Ansteckung­en passieren.

Lässt sich die Ausbreitun­g der Virusmutat­ionen überhaupt noch verhindern?

Das ist wohl wenig realistisc­h. Aber wenn wir es nicht versuchen, haben wir schon verloren. Wenn wir Infektions­ketten unterbinde­n und so schon nur einige Tage oder eine Woche gewinnen, retten wir damit 60 bis 100 Menschen pro Tag das Leben.

Wie reagieren die Leute, wenn sie wegen eines Kontakts über zwei Ecken in Quarantäne müssen?

Meist zum Glück sehr verständni­svoll. Die Leute scheinen zu verstehen, dass die neuen Massnahmen aufgrund der Mutationen nötig sind.

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20M/LYNN SACHS 150 Personen arbeiten für das Zürcher Contact-Tracing.

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