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«Chaos droht»: Streit um Grenzkontrollen eskaliert
BERN. PCR-Tests und Quarantäne sollen die Ausbreitung der CoronaMutationen bremsen. Droht ein Durcheinander?
BERN. Tests, Kontrollen, Quarantäne: Wegen der Virusmutationen fordern die Chefs der grossen Schweizer Parteien gemeinsam ein hartes Grenzregime. Gestern haben bereits Frankreich und Deutschland strenge Regeln eingeführt – es gab teils lange Schlangen. Der oberste Schweizer Gesundheitsdirektor warnt vor einem «Durcheinander», Politiker befürchten gar ein Chaos.
Bisher kam es in der Schweiz zu über 670 Ansteckungen mit der britischen, südafrikanischen oder einer anderen Virusmutation.
Die Präsidenten der grossen Parteien wollen dem «Import von Viren und neuen Mutationen» nun mit einem harten Einreiseregime begegnen. In einem Brief fordern sie laut «SonntagsZeitung» vom Bundesrat, dass Touristen und Reiserückkehrer einen negativen Corona-Test vorlegen und sich dazu in eine fünftägige Quarantäne begeben müssen. Grenzgänger und Geschäftsreisende sollen systematisch getestet werden. Nur so könne man die Bevölkerung schützen, sagt Jürg Grossen, GLP-Präsident und Initiator des Briefs.
Auch in der Bevölkerung haben Tests an der Grenze gute Chancen. 53 Prozent befürworten laut einer repräsentativen Umfrage von 20 Minuten und Tamedia PCR-Tests für Einreisende (siehe Box).
Lukas Engelberger, Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren, warnt vor unüberblickbaren Regimes. Es sei jetzt schon schwierig zu wissen, was für wen gelte. «Kommt noch eine Quarantäne light dazu, droht ein Durcheinander.» Grenzgänger sollten ungehindert einreisen können, «ansonsten bekommen Kantone, die etwa auf Spitalmitarbeiter aus den Grenzländern angewiesen sind, ein Problem».
SP-Nationalrat Eric Nussbaumer bezeichnet das Konzept als unnütz. Zudem sei die Umsetzung eines harten Einreiseregimes realitätsfremd. «Faktisch würde dies eine Grenzschliessung bedeuten, was im Frühling zu einem grossen Chaos führte.» Wie diese Massnahme bei 320000 Grenzgängern pro Tag umgesetzt werden solle, fragte die Basler CVP-Nationalrätin Elisabeth SchneiderSchneiter auf Twitter. «Lade euch gern mal an unsere Grenze ein ...»