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Ist die Virusmutation wirklich tödlicher?
LONDON. Ist die Virusvariante B1.1.7 wirklich tödlicher? Der britische Premier Boris Johnson sorgt mit seiner Aussage für Verwirrung.
KONTROVERS Es gebe «einige Hinweise», dass die in Grossbritannien entdeckte Virusvariante «tödlicher sein könnte als die bislang vorherrschende», sagte Premier Boris Johnson am Freitag. Die Aufregung ist seither gross, denn dies wurde befürchtet, seit der Regierungschef kurz vor Weihnachten von der raschen Ausbreitung von B1.1.7 berichtet hatte. Die Behörden machen die Mutation, die Ende vergangenen Jahres aufgetaucht war, für einen starken Anstieg der Neuinfektionen verantwortlich.
Johnson erntete am Wochenende für seine Aussage aber auch Kritik: «Ich mache mir Sorgen, dass wir Dinge voreilig melden, wenn die Daten noch nicht wirklich besonders aussagekräftig sind», sagte Mike Tildesley, Mitglied des wissenschaftlichen Expertengremiums Sage, der BBC. Auch andere Experten meinten, sie würden lieber noch warten und analysieren, bevor sie wirklich starke Schlussfolgerungen ziehen würden. Und Gesundheitsminister Matt Hancock sagte gestern im Sender Sky News, es sei nicht sicher, wie tödlich die Mutation wirklich sei. «Aber das ist egal. Wichtig ist: Wir müssen dieses Virus unter Kontrolle bekommen.»
Es ist nicht das erste Mal, dass Johnson für Verwirrung sorgt: Mit seiner Äusserung, dass die Mutation bis zu 70 Prozent schneller übertragen werde, löste er auch überstürzte Grenzschliessungen und Flugverbote aus. Tagelang stauten sich Tausende Lastwagen in Südengland, weil Frankreich den Fährverkehr und den Eurotunnel dichtmachte.