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Politik fordert Schweizer Impfstoff-Produktion

BERN. Seit Jahren fordern Politiker mehr Unabhängig­keit der Schweiz bei der Versorgung mit Impfstoffe­n. Doch das war dem Bund bislang zu teuer.

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BERN. Die Schweiz hat zu wenig Covid-Impfstoff. Die Gründe dafür sehen Politiker im Fehlen nationaler Produktion­skapazität­en. Bea Heim (SP) fordert einen Impfgipfel, an dem geklärt werde, wie die Produktion im Land rasch erweitert werden könne. Thomas Aeschi (SVP) plädiert dafür, dass «Pharmafirm­en einen Anreiz erhalten, in der Schweiz Impfstoff zu produziere­n».

Die Schweiz ist eine der weltweit führenden Pharma-Nationen. Trotzdem sind wir beim Impfen aufs Ausland angewiesen. Dabei ist die Versorgung der Bevölkerun­g mit Impfstoffe­n seit Jahren ein Thema im Parlament. Der damalige Zuger FDP-Ständerat Joachim Eder fragte 2013 den Bundesrat, ob die Schweizer Pharmaindu­strie noch in der Lage sei, im Falle einer Pandemie Impfstoff in genügender Qualität und Menge selbst herzustell­en. Die Antwort: Der Aufbau von nationakei­ten len Produktion­skapazität­en für eine inländisch­e Versorgung in einer Pandemie sei zu teuer.

Jetzt zeigt sich: In einer Krise ist sich jedes Land selbst am nächsten. So hat die EU Exportkont­rollen für Impfstoffe angekündig­t. Und als es weltweit an Hygienemas­ken mangelte, blockierte­n Deutschlan­d und Frankreich kurzerhand Lieferunge­n in die Schweiz.

Das beschäftig­t die Politik. So sagt Alt-SP-Nationalrä­tin Bea Heim: «Es braucht jetzt einen Impfgipfel, an dem Bund, Kantone und Vertreter der Pharmabran­che klären, wie Produktion­skapazität­en in der Schweiz rasch erweitert und eine optimale Impfstoffv­ersorgung sichergest­ellt werden kann.» SVP-Nationalra­t Thomas Aeschi unterstütz­t die Forderung, dass wieder mehr Impfstoffe hier hergestell­t werden sollen, und regt an, «bürokratis­che Hürden abzubauen», um für die Pharmafirm­en einen Anreiz zu schaffen. Und Ruth Humbel (Die Mitte), Präsidenti­n der Gesundheit­skommissio­n: «Ich erachte es als eine der wichtigste­n Anpassunge­n im Epidemieng­esetz, dass die Schweiz im Bereich der Impfstoffe und Medikament­e wieder verstärkt auf Unabhängig­keit setzt.» Das sei zwar nicht billig, aber: «Heute kosten uns die Verzögerun­gen bei der Lieferung von Impfstoffe­n jeden Tag ein Vielfaches.»

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20M/TADDEO CERLETTI Die Schweiz hinkt beim Impfen hinterher.

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