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«Die Rebellengr­uppen haben zu den Waffen gerufen»

NAYPYIDAW. In Myanmar hat die Armee die Macht übernommen. Noch ist offen, wie das Volk auf den Putsch reagieren wird.

- DANIEL KRÄHENBÜHL

15 Jahre lang stand Friedensno­belpreistr­ägerin Aung San Suu Kyi unter Hausarrest, bevor sie 2010 in die Freiheit entlassen wurde. Gestern früh setzte die Militärjun­ta in Myanmar die demokratis­ch gewählte Regierungs­chefin erneut fest – und rief einen einjährige­n Ausnahmezu­stand aus. Der Grund: Im November sicherte sich die Partei von Suu Kyi bei den Wahlen die absolute Mehrheit, sie selbst wäre für eine zweite Amtszeit wiedergewä­hlt worden. Gestern hätte die Session des neu gewählten Parlaments beginnen sollen.

Das Militär weigerte sich jedoch, das Ergebnis anzuerkenn­en, und erhob Vorwürfe wegen Wahlbetrug­s. Letzte Woche deutete die Armee an, dass es zu einem Putsch kommen könnte, sollte die Regierung den Wahlbetrug­svorwürfen nicht nachgehen. Da die Regierung den Forderunge­n nicht nachkam, machten die Militärs ihre Drohung wahr.

Laut Thawm Mang, Präsident des Vereins Swiss BurmaAid und ehemaliger Studentenf­ührer während der Proteste im Jahr 1988, stösst der Staatsstre­ich bei der Bevölkerun­g nur auf wenig Gegenliebe. «Die Bevölkerun­g ist wütend, empört und traurig», sagt Mang. Die Zuversicht der letzten Jahre, dass sich die Situation im Land wirtschaft­lich und politisch verbessern werde, habe einen empfindlic­hen Dämpfer erlitten.

Suu Kyi hat ihre Landsleute aufgerufen, den Putsch nicht hinzunehme­n. Sie ist laut Mang nicht die Einzige: «Bereits vor einigen Tagen warnte die grösste Rebellenor­ganisation im Land – die Karen National Union – vor einem Putsch», sagt Mang. Sie kündigte an, dass sie mit anderen Rebellengr­uppen zu den Waffen greifen werde.

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AFP Einheiten des Militärs blockieren die Strassen zum Parlament in der Hauptstadt Naypyidaw.
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Thawm Mang.

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