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«Die Rebellengruppen haben zu den Waffen gerufen»
NAYPYIDAW. In Myanmar hat die Armee die Macht übernommen. Noch ist offen, wie das Volk auf den Putsch reagieren wird.
15 Jahre lang stand Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi unter Hausarrest, bevor sie 2010 in die Freiheit entlassen wurde. Gestern früh setzte die Militärjunta in Myanmar die demokratisch gewählte Regierungschefin erneut fest – und rief einen einjährigen Ausnahmezustand aus. Der Grund: Im November sicherte sich die Partei von Suu Kyi bei den Wahlen die absolute Mehrheit, sie selbst wäre für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden. Gestern hätte die Session des neu gewählten Parlaments beginnen sollen.
Das Militär weigerte sich jedoch, das Ergebnis anzuerkennen, und erhob Vorwürfe wegen Wahlbetrugs. Letzte Woche deutete die Armee an, dass es zu einem Putsch kommen könnte, sollte die Regierung den Wahlbetrugsvorwürfen nicht nachgehen. Da die Regierung den Forderungen nicht nachkam, machten die Militärs ihre Drohung wahr.
Laut Thawm Mang, Präsident des Vereins Swiss BurmaAid und ehemaliger Studentenführer während der Proteste im Jahr 1988, stösst der Staatsstreich bei der Bevölkerung nur auf wenig Gegenliebe. «Die Bevölkerung ist wütend, empört und traurig», sagt Mang. Die Zuversicht der letzten Jahre, dass sich die Situation im Land wirtschaftlich und politisch verbessern werde, habe einen empfindlichen Dämpfer erlitten.
Suu Kyi hat ihre Landsleute aufgerufen, den Putsch nicht hinzunehmen. Sie ist laut Mang nicht die Einzige: «Bereits vor einigen Tagen warnte die grösste Rebellenorganisation im Land – die Karen National Union – vor einem Putsch», sagt Mang. Sie kündigte an, dass sie mit anderen Rebellengruppen zu den Waffen greifen werde.