20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Schweizer Segler Roura im 20-Minuten-Interview
Alan Roura (27) hat die Vendée Globe erneut als jüngster Skipper erfolgreich absolviert. 20 Minuten hat mit ihm gesprochen.
Alan Roura, das Leben auf dem Wasser zeichnet Sie extrem, nach dieser Vendée Globe ist Ihr Gesicht noch gegerbter, der Bart noch grauer.
Ich weiss. Danke! Können wir jetzt gehen? (lacht) Wenn ich mal 30 bin, sehe ich aus wie 45. Sie haben zum zweiten Mal die Regatta erfolgreich beendet – Rang 17. Wie ist es, wieder an Land zu sein?
Ich bin glücklich, wieder da zu sein, es war hart. Dieses Mal brauche ich mehr Zeit, mich zu erholen. Ich muss etwas atmen, Zeit mit meiner Familie verbringen. Während der letzten vier Jahre habe ich mehr als 360 Tage auf See verbracht. Während Sie 95 Tage und sechs Stunden auf See waren, hat sich die Welt weitergedreht.
Schon als ich in See gestochen bin, war die Situation schrecklich mit Covid. Ich träumte davon, dass sich alles ändert, dass ich in eine Welt zurückkehre, wo niemand eine Maske trägt. Sie wollten das Rennen auf einem Top-10-Platz beenden. Sie sind aber mit einem beschädigten Boot ins Ziel gekommen. Ich meine, ich bin 27 Jahre alt und habe zweimal die Welt umrundet, das ist schon ziemlich cool (lacht). Aber jetzt brauche ich Zeit, um das Rennen im Kopf nochmals durchzugehen, zu analysieren, wo ich Fehler gemacht habe.
Hatten Sie nie Zweifel?
Es war ein seltsames Rennen, mit seltsamen Wetterbedingungen. Dennoch bin ich stolz darauf, was ich geleistet habe. Aber das nächste Projekt nehme ich nur in Angriff, wenn ich auch wirklich die Chance habe, zu gewinnen. Meine erste Vendée war ein Abenteuer, die aktuelle Ausgabe sehr anstrengend. Jetzt möchte ich den Sieg. Haben Sie sich denn schon wieder an die Menschen um sich herum gewöhnt?
Fast am schwierigsten ist es, meine acht Monate alte Tochter Billie zu sehen. Als ich gegangen bin, war sie noch ein kleines Bündel. Jetzt sitzt sie hier, hält und greift ihr Spielzeug. Hatten Sie oft Kontakt mit ihr? Wenn ich segle, dann bin ich in meiner eigenen Welt. Meine Frau und ich haben nur dreimal telefoniert. Natürlich haben wir jeden Tag Whatsapp-Nachrichten geschrieben, aber Videos mag ich nicht.
Dennoch haben Sie Ihre Fans auch in schwierigen Momenten an Ihrem Leid teilhaben lassen. Ich kann nicht lügen, ich fühlte mich teilweise verpflichtet, mein Leben an Bord zu teilen. Sie haben gesagt, Sie wollen nur noch teilnehmen, wenn Sie wirklich Siegchancen haben.
Nun, ich fange an, jetzt jede Woche Euromillions zu spielen (lacht). Es gibt Gespräche mit neuen Sponsoren, und mein Boot steht zum Verkauf, das muss auch abgewickelt werden.