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Corona sorgt für Zulauf bei den Jungparteien
ZÜRICH. Die Corona-Pandemie politisiert die Jugend, die sich durch einen Parteibeitritt Gehör verschaffen will. Ist diese Entwicklung nachhaltig?
Das Virus und die politischen Auseinandersetzungen über Massnahmen und Lockerungen bescheren Jungparteien mehr Neueintritte. «In 75 Prozent der Kantone nehmen die Mitgliederzahlen zu, während sie beim Rest konstant bleiben», sagt etwa David Trachsel, Präsident der Jungen SVP. Konkrete Zahlen nennt er nicht. Er sieht Corona als klaren Treiber der Neueintritte. «Da wir am entschiedensten das Ende des Lockdown fordern, erleben wir ein Wachstum.» Die Jugend werde durch die Massnahmen der Regierung pauschal mitgestraft und ihrer Zukunft beraubt, sagt Trachsel.
Auch bei den Linken sorgte Corona für Mitgliederzuwachs. Bei den Jungsozialisten etwa wuchs die Mitgliederzahl seit Corona laut Präsidentin Ronja Jansen um zehn Prozent auf 4200. «Grossunternehmen machen Profite, während junge Arbeitnehmende mit Lohneinbussen kämpfen», erklärt sich Jansen den Trend. Soziale Ungleichheit bewog auch Mira Meyer (22) aus Zürich zum Engagement. Im Sommer wurde sie Mitglied – seit November sitzt sie bereits im Vorstand der Juso Stadt Zürich. Den Corona-Moment, der sie politisiert hat, beschreibt Meyer so: «Aufgefallen ist mir, dass normalerweise die Gesundheitsfachleute kaum geschätzt werden, wir sie jetzt aber dringender denn je brauchen. Darin erkannte ich grundsätzliche Probleme in unserem System, wo eine Krise der anderen folgt. Daran wollte ich grundsätzlich etwas ändern.»
Hat Corona das Potenzial, eine ganze Generation nachhaltig zu politisieren? Potenziell ja, glaubt Martina Mousson vom Forschungsinstitut gfs.bern. «Die Jugend ist bereits politisierter als noch vor ein paar Jahren wegen der Klimabewegung. Nun kommt zusätzlicher Schub durch Direktbetroffenheit rein.»