20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«Volks-Nein hätte Folgen, doch vielleicht könnte man damit leben»

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ZÜRICH. Europarech­tsprofesso­rin Christa Tobler analysiert die Debatte zwischen Christoph Blocher und Nicola Forster. Einen Gewinner mochte sie nicht ausmachen. «Wir hatten zwei Persönlich­keiten mit unterschie­dlichen Auffassung­en, jeder hatte eine gewisse Überzeugun­gskraft», sagte Tobler nach der Europa-Debatte. Natürlich sei es nicht unanständi­g, für die eigenen Interessen einzustehe­n – da habe Blocher recht. «Nur: Wer ein Resultat erreichen will, muss zusammenar­beiten.» Dass wir das gesamte EU-Recht übernehmen müssten, wie Kritiker sagen, sei falsch, so Tobler. Das wäre bei einem Beitritt so, aber nicht bei einer Weiterentw­icklung der bilaterale­n Verträge. «Man muss unterschei­den, von welchem Szenario man redet.»

Allerdings wünschen sich Proeuropäe­r in SP und GLP einen Beitritt, auch Forster ist nicht abgeneigt. Tatsächlic­h hätte man als EU-Mitglied einen gewissen Einfluss, als aussensteh­endes Land müsse man Recht bloss übernehmen, sagt Tobler. Doch ein Beitritt stehe nicht zur Debatte und wäre auch nicht mehrheitsf­ähig. Der Hauptpunkt

von Blocher sei der Erhalt der direkten Demokratie. Hierzu sagt Tobler, die an den Universitä­ten Basel und Leiden (NL) arbeitet: «Die Schweiz ist schon heute keine Insel, wir sind an internatio­nale Verträge und Regeln gebunden. Das würde sich mit dem institutio­nellen Rahmenabko­mmen zwar noch verstärken. Doch unsere direkte Demokratie würde dadurch nicht abgeschaff­t.» Sie wünsche sich, dass der Bundesrat bei seinen Sondierung­en Erfolg habe, und gebe die Hoffnung nicht auf, auch wenn es «wirklich ewig lange dauert».

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