Charli XCX trinkt Tränen aus Champagnergläsern
Charli XCX, « Number 1 Angel», Warner Music.
Charlotte Emma Aitchison, wie Charli XCX richtig heisst, war das Genie hinter Icona Pops «I Love It» und hat mit Songs wie «Doing It» auch unter eigenem Namen Welthits gelandet. Eigentlich soll dieses Jahr das dritte Album der 24-Jährigen erscheinen, nun hat sie aber – quasi als Gruss aus der Küche – noch schnell ein Mixtape namens «Number 1 Angel» veröffentlicht.
Das kommende Album ist laut Charli ein Club-Album. «Number 1 Angel» beschreibt nun zuerst einmal einen etwas frustrierenderen Moment der Party: «Es klingt eher so, als würde man in sein Champagnerglas weinen, als Champagner zu trinken», sagt die Sängerin. Heisst: Die Beats sind etwas dumpfer, die Synthies stellenweise verträumt und die Hooks nicht ganz so reisserisch wie in Bangern à la «Break the Rules». Da wäre etwa der Opener «Dreamer», der nach dicken Nebelschwaden riecht, oder «ILY2», das Grunge-Gitarren grummeln lässt. Im Herzen bleibt Charli aber ganz klar eine Partynudel: Das MØ-Featuring «3am (Pull Up)» etwa verkörpert das High vor einem fragwürdigen Booty-Call und «Roll with Me» klingt trotz melancholischem Unterton nach 90s-KaugummiPop. Der Abschluss mit «Lipgloss» dient dann wohl als Übergang zum kommenden, euphorischen Werk.
Insgesamt ist «Number 1 Angel» weniger überzuckert und klebrig als seine Vorgän- ger. Dadurch wirkt Charli XCX einen Zacken erwachsener und weniger comic-haft. Die zehn Songs bleiben aber ast- reines Charts-Futter – die Frau schüttelt Hits aus dem Ärmel, ohne mit der Wimper zu zucken. Und wenn sich schon das Mixtape auf solch hohem Niveau bewegt, dürfen wir vom kommenden Album noch einiges erwarten.