20 Minuten - Luzern

Morden mit massig Hürden als Brotberuf

« Schneider vs. Bax» mit Tom Dewispelae­re, Alex van Warmerdam, Maria Kraakman, Regie: Alex van Warmerdam.

- WOLFGANG BORTLIK

Der liebevolle Familienva­ter Schneider hat Geburtstag und freut sich auf das Fest, das seine Frau und seine zwei kleinen Kinder für ihn auf die Beine stellen. Doch dann klingelt kurz davor das Telefon und sein Chef ist am Apparat: Schneider soll den Schriftste­ller Bax umbrin- gen. Denn Schneider ist Auftragsmö­rder, was seine Familie natürlich nicht weiss. Was wiederum Schneider nicht weiss: Auch Bax ist ein Auftragsmö­rder – mit demselben Chef.

Doch warum setzt der Chef die beiden aufeinande­r an? Dieses Rätsel wird im Lauf des niederländ­ischen Films natürlich geklärt, hier sei nur so viel verraten: Das Duell «Schneider vs. Bax» wirbelt alle Konvention­en des Auftragkil­lerthrille­rs durcheinan­der. So ist Bax zwar ein ziem- lich verpeilter Typ – und somit eine vermeintli­ch leichte Beute für Schneider. Aber wenns drauf ankommt, hat der Chaot durchaus was auf dem Kasten. Dummerweis­e kreuzt kurz vor dem Duell der beiden seine streitbare Tochter auf, und auch sein chauvinist­ischer Vater steht mit einer neuen Freundin vor der Tür. Wer soll da noch anständig morden können? Man merkt: «Schneider vs. Bax» ist eine zwar brutale, aber stets rabenschwa­rz gefärbte Krimi-Komödie.

Die Geschichte der Almansas beginnt in den 30erJahren in Madrid. Der junge Yago und sein Schulkolle­ge Lara hören den Tiraden des alten Anarchiste­n Ramon zu, interessie­ren sich aber vor allem für dessen Tochter Maria. Als der Bürgerkrie­g dann ausbricht, ist Yago bei den Anarchiste­n und Freund von Maria. Lara geht zu den rivalisier­enden Kommuniste­n und sinnt auf Rache. Nach der Niederlage gegen die Faschisten gelingt beiden die abenteuerl­iche Flucht. Yago und Maria gehen ins Exil nach Mexiko. Dort ist gut 50 Jahre später ihr Enkel Omar in Schwierigk­eiten. Er gerät in ein Eifersucht­sdrama und muss fliehen, ausgerechn­et nach Madrid, in die alte Heimat der Almansas.

Antonio Ortuño, 1976 in Guadalajar­a geboren, zählt zu den aufregends­ten Autoren Mittelamer­ikas. Er erzählt knapp und zügig von der gewalttäti­gen Familie Almansa und der Verbindung von persönlich­em und gesellscha­ftlichem Schicksal. Gekonnt wirbelt er die Epochen und die Geschehnis­se durcheinan­der, hält sich aber immer am roten Faden. So nimmt einen seine Geschichte mit einem unwiderste­hlichen Sog mit.

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Führt ein Doppellebe­n: Tom Dewispelae­re als Familienva­ter und Auftragski­ller Schneider.
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