20 Minuten - Luzern

Patent auf Gerste sorgt für Streit unter Bierbrauer­n

BERN. Grossbraue­reien lassen in der EU Rohstoffe für Bier schützen. Hilfsorgan­isationen hoffen auf Bundesräti­n Sommaruga.

- JACQUELINE BÜCHI/

«Das ist jenseits!» Der Einsiedler Braumeiste­r und CVP-Nationalra­t Alois Gmür ist ausser sich. Grund: Das Europäisch­e Patentamt hat den Grossbraue­reien Carlsberg und Heineken 2016 mehrere Patente für spezielle Gerstenzüc­htungen und das daraus hergestell­te Bier erteilt. «Es kann doch nicht sein, dass sie nun plötzlich Carlsberg oder Heineken gehören und wir unabhängig­en Brauereien sie nicht mehr nutzen können», sagt Gmür. Er ist mit seinem Ärger nicht allein: In einem offenen Brief fordern Swissaid, Public Eye und Pro Specie Rara Bundesräti­n Simonetta Sommaruga dazu auf, sich beim Europäisch­en Patentamt für ein Verbot von Patenten auf Pflanzenzü­chtungen starkzumac­hen.

Heineken und Carlsberg wehren sich: «Wir betrachten geistige Eigen- tumsrechte als fundamenta­le Voraussetz­ungen für Wachstum und Innovation», heisst es bei Heineken. Wenn dank der neuen Züchtung unerwünsch­te Nebengesch­mäcker im Bier wegfielen und der Brauprozes­s weniger Energie benötige, würden davon die Konsumente­n und die Umwelt profitiere­n. Und Carlsberg betont, die angebaute Menge der patentiert­en Gerste sei zu klein, um den EU-Markt zu beeinfluss­en.

Die Gerste, die bisher auf dem Markt sei, mache den Brauereien niemand streitig, sagt Alexander Pfister vom Eidgenössi­schen Institut für Geistiges Eigentum. Die patentiert­e Gerste hingegen könnten die Konzerne für sich behalten, wenn sie wollen. «Oder sie verkaufen sie – die Frage ist dann, zu welchen

Konditione­n.»

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Der Einsiedler Braumeiste­r Alois Gmür wehrt sich gegen das Patent.

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