Eins-zwei-vier-fünf-drei!
Die neue Generation des Audi TT RS ist auf 400 PS erstarkt. Wichtiger noch: Die Anzahl der Zylinder ist gleich geblieben.
Eins-zwei-vier-fünf-drei? Das könnte eine fremdländische Postleitzahl sein. Ein SudokuRätsel oder ominöser Geheimcode. Doch Audi-Fans wissen: Es handelt sich um die Zündreihenfolge eines besonderen Motors – und damit um eine Glückszahl. Den 5-Zylinder gibt es bei der Marke seit 40 Jahren. Er kam im legendären Ur-Quattro zum Einsatz, verhalf Rennfahrern wie Walter Röhrl zu unvergessenen Siegen, feierte 2009 nach einem Unterbruch im ersten TT RS sein Comeback und darf nun als komplette Neuentwicklung auch die ak- tuelle Generation des TT-Topmodells antreiben. Dies, wohlgemerkt, obwohl Reihenfünfer gemeinhin als «unrunder», schwerer und durstiger als die inzwischen gängigen 4-Zylinder-Turbos gelten.
Die Autoquartett-relevanten Eckdaten: 2,5 Liter Hubraum, 400 statt wie bis anhin 340 PS Leistung, 480 Newtonmeter, die schon ab 1700 U/min anliegen, sowie 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Nicht zu vergessen, dass der neue, leichte Alu-Motorblock zu einem verminderten Leergewicht von 1440 Kilo beiträgt und die Kraft nach wie vor auf alle vier Räder übertragen wird. Doch wer das aus dem Supersportler R8 bekannte Lenkrad in der Hand hält, wird sich nicht lange mit Zahlen beschäftigen – allenfalls mit seiner Pulsfrequenz.
Schon der Druck des roten Startknopfs lässt das Herz höherschlagen. Die Klappen der Abgasanlage öffnen sich, der Fünfer meldet sich mit einem Husten zu Wort. Nichts wie weg, bevor die Nachbarn motzen, und dann bitte möglichst über einen Pass, nein über zwei, drei, vier, fünf Pässe. Das schnell schaltende Getriebe, die direkte Lenkung, das knackige Fahrwerk, die gute Kurvenlage des 4,19-Meter-Allradlers: perfekt. Zu perfekt, um für echte Emotionen zu sorgen? Vielleicht. Aber das charakteristisch raue Grummeln und das unanständige Rotzen machen alles wett.
Fünf gewinnt also, allein schon akustisch. Aber aufgepasst: Wer sich in der Optionenliste verguckt, hier eine Sportabgasanlage, dort scharfe Keramikbremsen dazu bestellt, muss bei einem Basispreis von 85 700 Franken eher mit Sechsstelligem rechnen. So toll das Virtual Cockpit und die aufgeräumte Mittelkonsole auch aussehen – der Verzicht auf einen zentralen Bildschirm hat Nachteile. So kann der Beifahrer nicht mal rasch ein neues Navi-Ziel eingeben oder den Radiosender wechseln. Der Fahrer muss es selbst tun – und ist dabei entsprechend abgelenkt. Das Heck dominieren erstmals bei einem Serien-Audi MatrixOLED-Leuchten im 3-D-Design, die ein flächiges, homogenes Licht abgeben. Audi-Fans, die ein knackiges Sportgerät mit Allradantrieb und charakteristischem Sound wünschen. Und die wissen: Der TT RS ist der Star der Marke – nicht der grosse, teure R8.