Fall Jegge führt zu Ansturm auf Opfer-Beratungsstelle
IMMENSEE. Ein Ex- GymiLehrer soll eine Schülerin missbraucht haben. Jetzt bricht sie ihr Schweigen – viele andere Opfer auch.
Nach dem Fall Jegge melden sich vermehrt Opfer sexueller Übergriffe: Die Opferberatungsstelle Castagna spricht gar von einem «Boom»: In den ersten drei Wochen haben sich laut «Tages-Anzeiger» dreimal mehr Opfer als üblich gemeldet. In der Hälfte dieser über 60 Fälle seien Lehrer involviert gewesen. Eine Betroffene ist eine heute 40-Jährige, die in den 90er-Jahren in Immensee zur Schule ging. Begonnen habe es in einem Klassenlager. Von einem heute pensionierten Lehrer, damals 38, habe die damals zwölfjährige Schülerin einen Zungenkuss erhalten. Als sie 16 war, soll es zu Umarmungen und Küssen gekommen sein, ein halbes Jahr später habe er ihr in die Hose gefasst. Die Betroffene glaubte trotz der traumatischen Erlebnisse, eine Beziehung mit ihm zu haben. Es gab Geschlechtsverkehr. Erst später realisierte sie, was passiert war: «Er erwischte mich in einer Zeit, in der sich meine eigene Persönlichkeit und Sexualität gerade erst entwickelten.» Obwohl der Fall verjährt ist, zeigte sie ihn jetzt an.
Laut der gestrigen ZaS bestätigte der Lehrer die Beziehung, stritt eine Straftat aber ab: Sex hätten sie erst gehabt, als die Schülerin volljährig war. Von einer Anzeige wisse er nichts. Der heutige Rektor der Schule, Benno Planzer, machte am Freitag publik, dass sich die Vorwürfe an einen Lehrer richteten, der früher am Gymnasium Immensee unterrichtet habe. Er begründete dieses Vorgehen mit Transparenz und Nulltoleranz. Die Schule hatte schon 2001 von den Vorwürfen erfahren, eine Anzeige lag jedoch nicht vor. Die damaligen Verantwortlichen hätten mit der Frau reden wollen, sie sei aber nicht zur Verfügung gestanden. Aus rechtlicher Sicht hätten die früheren Verantwortlichen keinen Grund gehabt, den Lehrer zu entlassen.