Windrad als Nachbar: Für viele okay
BERN. Fast zwei Drittel der Schweizer würden ein Windrad in ihrem Wohnort akzeptieren, wie die Tamedia-Nachbefragung zum Energiegesetz zeigt.
Mit dem Ja zum Energiegesetz sollen erneuerbare Energien in der Schweiz ausgebaut werden – darunter die Windkraft. Deren Lobby brachte sich noch am Sonntag in Stellung: Die Planungs- und Bewilligungsverfahren für Windenergieprojekte müssten «beschleunigt werden», forderte Suisse Eole in einer Mitteilung.
Im Abstimmungskampf hatten Gegner vor der «Verschandelung» der Landschaft durch Windräder gewarnt, zudem seien diese eine Todesfalle für Vögel. Nun zeigt die Tamedia-Nachbefragung, dass die Bevölkerung der Windkraft offen gegenübersteht: 64 Prozent würden ein Windrad im Sichtbereich ihres Wohnortes sicher oder eher akzeptieren. Nur jeder Dritte ist dagegen. Von jenen, die am Sonntag Ja gestimmt haben, könnten gar 87 Prozent mit einem Windrad in der Nachbarschaft leben. Derzeit gibt es in der Schweiz knapp 40 Anlagen – mehrere Hundert sind geplant.
Laut Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz reicht jedoch eine Einsprache, um ein Projekt scheitern zu lassen. Die Stiftung lehnt den Bau von Windparks in unberührten Landschaften ab. «Aus unserer Sicht ist eine hohe Akzeptanz der Windräder in Siedlungsnähe positiv, wo auch weniger Natur auf dem Spiel steht.»
Erfreut, aber nicht überrascht über das Resultat der Umfrage ist Nationalrat Eric Nussbaumer (SP): «Die meisten Windprojekte wurden in den Gemeinden klar angenommen.» Es gebe aber eine Minderheit, die sich «kraftvoll» gegen einen Ausbau wehre.
13 525 Personen aus der ganzen Schweiz haben zwischen dem 19. und 21. Mai online an der Tamedia-Nachbefragung zur eidgenössischen Abstimmung vom 21. Mai teilgenommen. Die Befragungen werden in Zusammenarbeit mit den Politikwissenschaftlern Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen durchgeführt. Sie gewichten die Daten nach Variablen.