Linkin Park klingen wie aus einer Castingshow
Linkin Park, « One More Light», Machine Shop Records.
Seit einigen Jahren befinden sich Linkin Park in einer ähnlich undankbaren Position wie Nickelback oder Coldplay: Die Nu-Metal-Helden können tun, was sie wollen – sie werden trotzdem verrissen. Irgendwo zwischen dem dritten und vierten Album haben sich Linkin Park verzettelt und auch mit ihrem neuen Werk «One More Light» machen sie sich keine Freunde.
Als sich Linkin Park damals vom Haudrauf-Sound und dem Geschrei von Sänger Chester Bennington verabschiedet und einem radiotauglicheren Sound zugewandt haben, warfen ihnen Fans der ersten Stunde Ausverkauf vor. Der Band aus Kalifornien war das herzlich egal: Die Albumverkäufe, die Chartspositionierungen und das Airplay sprachen für sich. «One More Light» ist nochmals einen Zacken massentauglicher geworden. Es gibt keine wirklichen Riffs, Bennington singt so sauber, dass er eine Castingshow gewinnen könnte und sogar die Rap-Parts haben einen netten Ed-Sheeran-Vibe. Wenn Linkin Park dann doch mal ein bisschen böse sein wollen, bauen sie, wie etwa in «Nobody Can Save Me» oder «Sorry for Now», ranzige AmiDubstep-Sounds à la Skrillex ein. Die Single «Heavy» ist ein balladeskes Duett, wie man es schon hundertfach gehört hat, und zu allem Übel machen sie gegen Ende in «Sharp Edges» noch einen auf Milky Chance.
Linkin Park sind mittlerweile weder ein richtiger Rocknoch ein Pop-Act, sondern einfach eine seelenlose Band, die auf «One More Light» alles kopiert, was in den letzten Jahren im Mainstream funktioniert hat. Überrascht sollte deswegen aber eigentlich längst niemand mehr sein.