20 Minuten - Luzern

FDP-Mann will IZRS und Koran-Aktionen verbieten

BERN. FDP- Nationalra­t HansPeter Portmann fordert ein Verbot islamistis­cher Organisati­onen. Notwendig oder unsinnig?

- DÉSIRÉE POMPER

«Genug ist genug», sagte die britische Premiermin­isterin Theresa May nach den jüngsten Terroransc­hlägen in London. Härtere Massnahmen seien nötig. Das findet auch FDP-Nationalra­t Hans-Peter Portmann: «Islamistis­che Bewegungen, die Ideologien wie der Scharia oder dem Jihad nahestehen, sind die grösste Bedrohung der zivilisier­ten Welt. Die Religionsf­reiheit hat Grenzen.» Deshalb hat Portmann gestern einen Antrag für eine Kommission­smotion eingereich­t. Darin wird der Bundesrat beauftragt, ein Verbot des Islamische­n Zentralrat­s (IZRS) und des salafistis­chen Vereins «Die wahre Religion» mit seiner Koranverte­ilkampagne «Lies!» durch die UNO beziehungs­weise die OSZE überprüfen zu lassen und, falls angebracht, ein solches zu erwirken.

«Mit einem Verbot würden grundlegen­de Freiheitsr­echte bedroht», sagt IZRS-Sprecher Qaasim Illi. Die Gefahr gehe nicht von Moscheen, islamische­n Organisati­onen oder Koran-Verteilern aus, sondern von Politikern, «die bar je- der Expertise öffentlich­keitswirks­ame Massnahmen fordern und damit auf Stabilität bedachte Strukturen bedrängen».

Marc Forster, Strafrecht­sprofessor an der Universitä­t St. Gallen, findet: «Gesetzlich verboten gehören terroristi­sche Gruppierun­gen wie etwa der IS oder al-Qaida, aber nicht Vereine, die Koran-Bücher gratis verteilen oder sich politischw­eltanschau­lich in der Öffentlich­keit exponieren.» Die Folgen: «Koran-Verteiler erhalten durch staatliche Verbote genau die unverdient­e Propaganda, die sie sich wünschen. Und: Richtige Terroriste­n werden verharmlos­t.»

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland